Die «Weltwoche» hat in der NZZ-Printausgabe vom Donnerstag ganzseitig für ein Abonnement geworben. Für Chefredaktor Roger Köppel ist die «Neue Zürcher Zeitung» ein «Top-Umfeld».
Das blaue «Weltwoche»-Logo ist normalerweise kaum je in der NZZ zu sehen. In der Printausgabe vom Donnerstag war es aber unübersehbar. Auf Seite 10, und damit noch knapp im ersten Drittel der gedruckten NZZ, die mittlerweile auf 32 Seiten geschrumpft ist, prangt ganz unverfroren ein «Weltwoche»-Editorial mit der Überschrift «Was von Trump bleibt».
Unmittelbar darunter ist ein Talon angehängt, der den Leserinnen und Leser ein «Weltwoche»-Abo ans Herz legt. Selbst ein ehemaliger NZZ-Journalist wird für Werbezwecke in der NZZ eingespannt. Im Inserat steht nämlich auch: «Jetzt mit neuem Design, neuen Autoren und einem grossen Kulturteil, herausgegeben von Daniel Weber (Ex-NZZ-Folio).»
Vor lauter Werbung für das Wochenmagazin geht der Vermerk «Anzeige» oben rechts trotz klarer Kennzeichnung ein wenig unter.
Warum wirbt Roger Köppel mit einem Text, in dem er behauptet, dass Donald Trump die Wahl noch nicht verloren habe, für ein «Weltwoche»-Abo? «Weil ich an gute Werbung glaube wie auch an guten Journalismus. Jetzt ist eine Superzeit für unabhängigen, kritischen und gut gelaunten Journalismus», lässt Köppel auf Anfrage des Klein Reports am Donnerstag ausrichten.
Die «Mainstream-Medien» seien auf dem Negativ-Trip, so der SVP-Nationalrat in üblicher Manier. «Bei den US-Wahlen lagen sie mit ihren Prognosen und Deutungen massiv neben der schlussendlichen Wirklichkeit.»
Da sei die «Weltwoche» mit ihrer «enormen, politisch nicht einzuordnenden Meinungsvielfalt ohne General-Linie ein wohltuendes Kontrastprogramm», ist Roger Köppel überzeugt. «Das ist die Botschaft dieser Anzeige mit meinem Leitartikel - die andere Sicht, kritisch, gut gelaunt.»
Dass er ausgerechnet die NZZ ausgesucht hatte, um mit seinem Trump-Editorial auf die «Weltwoche» aufmerksam zu machen, hat offenbar einen einfachen Grund: «Die NZZ ist ein hervorragendes Umfeld, und die ‚Weltwoche’ ist von zwei NZZ-Journalisten gegründet worden. Ich bin der NZZ ewig dankbar, dass ich dort meine Laufbahn lancieren konnte, und die NZZ ist eine Zeitung wie die ‚Weltwoche’, für Leser gemacht. Top-Umfeld.»
Auf die Frage, wie viel Köppel für die Seite 10 bezahlt habe, antwortet er: «Natürlich sind NZZ-Anzeigen nicht ganz billig. Aber dass muss auch so sein.» Auf jeden Fall war es «kein Gegengeschäft».
Das bestätigt auch Seta Thakur, die Kommunikationschefin der NZZ-Mediengruppe, auf Nachfrage des Klein Reports: «Die ‚Weltwoche’ hat für das Inserat bezahlt, es handelt sich dabei nicht um ein Gegengeschäft.»
Ein Blick in die Preisliste der «Neuen Zürcher Zeitung» gibt ein klareres Bild: Eine ganze Seite in der Schweizer Ausgabe schlägt dort zwischen 19'500 und 24'400 Franken zu buche, in der Gesamtausgabe sind es 27'100 oder 29'800 Franken.