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Montag
15.04.2013

Medien / Publizistik

Das Schweizer Radio- und Fernsehen (SRF) ging am Mittwochnachmittag in die Vollen, nachdem eine Vorabmeldung der «Weltwoche» zum «Rundschau»-Bericht über Doktorvater Christoph Mörgeli erschienen war.

Die Kommunikationsabteilung, die sonst eher gemächlich auf Anfragen reagiert, gab für einmal ein hohes Tempo vor. Das bezog sich allerdings nicht auf die Anfrage des Klein Reports in selbiger Sache, die eine halbe Stunde vor der «Weltwoche»-Vorabmeldung bei der SRF-Kommunikationsabteilung einging; anstelle einer Antwort auf die detaillierten Fragen des Klein Reports wählte das Schweizer Fernsehen einen anderen Weg und blieb die Antworten schuldig.

Denn die SRF-Kommunikationsabteilung brauchte all ihre Kräfte, um mit einer Breitseite gegen die «Weltwoche» zurückzuschiessen. Knapp eine Stunde nach der Vorabmeldung hatte SRF bereits eine Stellungnahme per Mail über einen Grossverteiler publiziert. Später folgte gar ein Hinweis in eigener Sache in der «Rundschau» vom Mittwochabend, darauf zudem ein Bericht auf der eigenen SRF-Website. Zuletzt veröffentlichte der Sender obendrauf noch ein Interview unter dem Titel «Unsere Zeugen haben eine hohe Glaubwürdigkeit» mit Marc Meschenmoser, der die Diskussion um fragwürdige Doktorarbeiten unter der Aufsicht von Titular-Professor Christoph Mörgeli angestossen hatte und seine Arbeit verteidigte.

Irritierend am Vorgehen von SRF ist zum einen die Formulierung in der Stellungnahme, dass der Sender nicht nur die Vorwürfe in der Vorabmeldung der «Weltwoche» bestreitet, sondern gleich auch «alle weiteren Unterstellungen in aller Form zurückweist». Und das, bevor der «Weltwoche»-Artikel überhaupt ganz publiziert worden ist. Den Nimbus der Unfehlbarkeit wird SRF dadurch nicht erhalten.

Befremdlich ist auch die Hektik, mit der auf den SRF-Kanälen (neu: Vektoren) die Vorwürfe dementiert wurden. Wenn sich das Schweizer Fernsehen sicher ist, dass die Vorwürfe haltlos sind, hätte dem Sender mehr Gelassenheit gut angestanden. Statt dass die Kommunikationsabteilung Fragen der Journalisten beantwortet hätte, begann das Fernsehen gleich selbst über die Vorwürfe gegen sich zu berichten.

Damit hat das SRF das Thema nochmals aufgekocht, anstatt Coolness zu bewahren, bis die erhitzten Gemüter abgekühlt sind. Und immer noch nicht genug: Am Donnerstagnachmittag verschickte SRF erneut eine detaillierte Stellungnahme der «Rundschau». Dieses Mal «zu den Hauptvorwürfen von Herrn Christoph Mörgeli und der `Weltwoche`», nochmals ergänzt und verdeutlicht. Sie endet mit dem Satz «Die `Rundschau` weist alle weiteren Unterstellungen - insbesondere den Vorwurf des Rufmordes - in aller Form zurück». Den Vorwurf hatte Mörgeli am Donnerstagmorgen an einer Pressekonferenz erhoben.

Mit der breit angelegten Berichterstattung mit wenig Neuigkeitsgehalt hat der Sender höchstens die Debatte um eine Kampagne des SRF gegen Christoph Mörgeli, die laut dem SVP-Nationalrat gegen ihn läuft, angefeuert.

An der Pressekonferenz des SVP-Nationalrates vom 11. April 2013: Christoph Mörgeli fordert Rücktritt von UBI-Chef und «Rundschau»-Journalisten