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Dienstag
28.03.2017

Medien / Publizistik

Donald-Trump-WAN-IFRA-Zeitungsverlegerverband-Klein-Report

Der Weltverband der Zeitungen und Verleger (WAN-IFRA) schickt dicke Post nach Amerika: In einem mehrseitigen Schreiben wird US-Präsident Donald Trump aufgefordert, die Presse nicht mehr als «Fake News» zu bezeichnen und kritische Medien nicht länger von Pressekonferenzen des Weissen Hauses auszuschliessen.

Insgesamt 42 Chefredakteure, CEOs und Verleger unterzeichneten als Repräsentanten von Medienhäusern aus der ganzen Welt das Schreiben, das am Montag von Paris nach Washington verschickt wurde. Darunter etwa Michael Golden, Vice-Chairman der «New York Times», Thomas Lindner, Vorsitzender der «Frankfurter Allgemeine Zeitung», oder auch Hans Heinrich Coninx, Ehrenpräsident Verband Schweizer Medien und SDA-Verwaltungsratspräsident.

Die Unterzeichnenden äussern sich im Schreiben «zutiefst besorgt» über die jüngsten Kommentare von Präsident Trump und dessen Verwaltung, wodurch die Nachrichten-Medien zuletzt hart attackiert wurden: «Mr President, wir sind bestürzt über ihre jüngsten Kommentare, womit Sie Medien verunglimpfen und einzelne Vertreter angreifen - scheinbar nur zur persönlichen Vergeltung kritischer Berichte über Sie oder Ihre Verwaltung.»

Solche Kommentare, wie auch der Ausschluss kritischer Journalisten von einer jüngst stattfindenden Konferenz im Weissen Haus, würden die Freiheit der Presse gefährden, wie sie im ersten Zusatz zur Amerikanischen Verfassung, in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte geschützt wird, heisst es im Brief an den Präsidenten.

Beispielhaft wird im Schreiben der weltweiten Medienvertreter folgender Tweet von Donald Trump erwähnt: «The Fake News media (failing NY Times, NBC News, ABC, CBS, CNN) is not my enemy, it is the enemy of the American People!», twitterte sich der US-Präsident einmal mehr in Rage.

Die Unterzeichnenden plädieren dafür, dass der Präsident künftig seinen Sprachgebrauch besser überdenkt. «In einem tief gespaltenen Amerika, einem Land, das an zahlreichen Fronten gefordert ist, ist das Bedürfnis nach einer lautstarken, kritischen Presse als Wachhund über die Grundfreiheiten im Namen der Gesellschaft dringender als je zuvor», so die Begründung.

Der 1948 gegründete Dachverband WAN-IFRA sei mitunter als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg gegründet worden. Damals hätten Medien ihre Verantwortung, die demokratischen Werte in Europa zu beschützen, nicht genügend erfüllt. Unterdessen zähle der Verband über 18`000 Mitlieder aus mehr als 120 Ländern.

«Wir laden Sie dazu ein, unsere Repräsentanten zu treffen, damit wir wieder eine professionelle Beziehung aufbauen können. Wir glauben fest an die Bedeutung einer kritischen Presse für die demokratische Gesellschaft und würden die Gelegenheit, Sie ebenfalls davon zu überzeugen, sehr schätzen.»