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Sonntag
16.02.2020

Vermarktung

«Jeder Anbieter wird wohl zuerst wieder sein Medium am Markt 'pushen'», sagt Roland Ehrler vom Werbe-Auftraggeberverband.

«Jeder Anbieter wird wohl zuerst wieder sein Medium am Markt 'pushen'», sagt Roland Ehrler vom Werbe-Auftraggeberverband.

Admeiras Traum von der Allmedia-Vermarktung ist geplatzt. Die Übernahme durch Ringier und die künftige Beschränkung auf die TV-Vermarktung wird von den Werbeaufraggebern, Kreativagenturen und Werbevermarktern unterschiedlich beurteilt. Der Klein Report hat sich in der Branche umgehört.

«Unmittelbar ändert sich für die Werbeauftraggeber wenig», sagte Roland Ehrler, Direktor des Schweizer Werbe-Auftraggeberverbands (SWA) am Freitag, nachdem tags zuvor Ringier 100 Prozent der Admeira-Aktien übernommen hatte.

Schon vor der Gründung des SRG-Ringier-Swisscom-Konglomerats hätten Kunden Print und Digital bei Ringier, Sponsoring bei der SRG oder TV bei der Publisuisse gebucht. «Was mit Admeira zusammengekommen ist, geht nun in wesentlichen Teilen wieder auseinander.» Das bedeute nun wieder mehr Ansprechstationen und weniger crossmediale Angebote: «Jeder Anbieter wird wohl zuerst wieder sein Medium am Markt ´pushen`», so Roland Ehrler weiter.

Um die konkreten Auswirkungen auf die Agentur-Branche abzuschätzen, sei es noch zu früh, sagte Catherine Purgly, Geschäftsführerin von Leading Swiss Agencies (LSA) zum Klein Report. «Wir gehen aber davon aus, dass sich die Veränderungen in Grenzen halten werden, da die Publisuisse aufgrund der politischen Situation nie richtig integriert wurde. Es gab Angebote, die crossmedial waren, aber die betrafen in den meisten mir bekannten Fällen nicht die SRG-Sender.»

Auf die künftige Begrenzung von Admeira auf die TV-Vermarktung angesprochen, meinte Purgly: «Welcome back Publisuisse! Scheinbar hat die ursprüngliche Idee eines One-Shop-Stops doch nicht überzeugt.»

Anders die Einschätzung aus Sicht der Werbeauftraggeber: Diese kommunizierten heute mehrheitlich crossmedial, sagte Roland Ehrler. «Deshalb haben wir den Ansatz von Admeira, crossmediale Angebote anzubieten, befürwortet. Leider konnte Admeira dieses Versprechen nicht einlösen, was wir bedauern und was nicht dem Wunsch der Auftraggeber entspricht.»

APG-Chef Markus Ehrle bezeichnete die Allmedia-Vermarktung gegenüber dem Klein Report als eine «sehr schwierige Mission»: Auf der einen Seite stünden die Interessen der Medienanbieter, die eine dezidierte Marktbearbeitung, sprich einen möglichst grossen Franken-Anteil vom Werbekuchen, erwarteten.

«Das funktioniert solange gut, solange der Werbemarkt wächst», so Ehrle. «Schwieriger wird es, wenn - und das ist die Realität - einzelne Medien respektive Mediengattungen aus strukturellen, finanziellen oder vielerlei anderen Gründen im Mediamix der Werbekunden weniger nachgefragt werden.» Ab diesem Punkt seien Diskussionen zur Ausrichtung der Vermarktung vorprogrammiert.

Die einzelnen Mediengattungen seien zudem sehr komplex. Daher ist es aus Sicht von Markus Ehrle wichtig, dass sich die Vermarkter als «Pure Player» auf ihr Metier konzentrierten und ihre Gattung weiterentwickeln, wie es die APG mit Out of Home und teilweise Mobile Media tue.

Auf der anderen Seite sieht der Aussenwerbe-Vermarkter die Interessen der Kreativ- und Mediaagenturen sowie der Werbeauftraggeber: «Sie schätzen es zwar, mit kompetenten Vermarktungs-Spezialisten der einzelnen Gattungen zusammenzuarbeiten. Sie wollen aber, so meine Einschätzung, den Kommunikations- und Media-Mix nach strategischen Gesichtspunkten und Kommunikationszielen und nicht etwa nach ´Angebots- und Rabatt-Päckli` von Anbieterkonglomeraten selber zusammenstellen.»

Er sei gespannt, ob Goldbach es schaffen wird, ein erfolgreicheres Kapitel in der Allmedia-Vermarktung aufzuschlagen. «Den Respekt zu dieser Mission hat Michi Frank und seine Equipe jedenfalls von mir», so Markus Ehrle zum Klein Report.

Bei Goldbach wiederum reagierte man zurückhaltend auf den Rückbau von Admeira. «Wir nehmen die Übernahme von Admeira durch Ringier zur Kenntnis und werden die Neupositionierung des Unternehmens beobachten», sagte Michi Frank, CEO Goldbach Group AG.

Als Teil der neuen TX Group-Struktur positioniere sich Goldbach als «innovative Akteurin im Werbemarkt mit einem umfassenden 360-Grad-Angebot in allen Bereichen», sagte Frank und deutete an: «Um längerfristig gegenüber der amerikanischen Konkurrenz bestehen zu können, werden wettbewerbsfördernde Kooperationen mit anderen Partnern zunehmend wichtiger.»