Ob Ski-WM in St. Moritz, Lady-Gaga-Konzert im Hallenstadion oder das Mary-Poppins-Musical im Theater 11 in Zürich-Oerlikon: Kein Eintritt ohne Ticket. Mehrere Tausend Kultur- und Sportveranstaltungen finden jedes Jahr in der Schweiz statt und Millionen von Tickets werden dafür verkauft - viele davon online.
Derzeit besorgen dies vor allem zwei Firmen: Ticketcorner und Starticket. Hinter den beiden Anbietern steht je ein Medienkonzern: Ringier und Tamedia, sowie, im Falle von Ticketcorner, der grösste Veranstaltungsvermarkter Europas, CTS Eventim.
Lange schenkten sich Ticketcorner und Starticket nichts, doch nun wollen die beiden Elefanten nicht mehr gegeneinander antreten.
Vergangenen Herbst gaben sie Fusionspläne bekannt, wie der Klein Report berichtet hat. Neu wollen sie gemeinsam als Ticketcorner auftreten. Ringier und Eventime sollen 75 Prozent, Tamedia ein Viertel am neuen Riesen halten.
Nächste Woche entscheidet die Wettbewerbskommission (Weko), ob sie den Zusammenschluss genehmigt oder eine vertiefte Prüfung einleiten will. Das schreibt Birgit Voigt von der «NZZ am Sonntag». Ein Sprecher der Weko bestätigt gegenüber der Zeitung den Zeitplan.
Das angestrebte Monopol hat bis jetzt medial keine hohen Wellen geschlagen. Das ist nicht erstaunlich, den die beiden involvierten Verlage kontrollieren die «Blick»-Redaktionen ebenso wie die von «20 Minuten», «Tages-Anzeiger» und andere.
Unter Veranstaltern und Vertretern der Konsumenten wird über den Fusionsplan aber kontrovers diskutiert. Es geht um die Verteilung immenser Summen. Vorsichtig gerechnet brachten 2015 die grösseren Musik- und Sportveranstaltungen laut der Swiss Music Promotors Association und der Vereinigung Swisstopsport, so die «NZZ am Sonntag», 750 Millionen Franken an Ticket-Einnahmen ein.
Davon zweigen die Vertriebsorganisationen einen erheblichen Teil ab. Gemäss Brancheninsidern verlangen sie bis zu 10 bis 15 Prozent von den Veranstaltern, und 10 bis 20 Prozent erheben sie beim Konsumenten.
«Die Gebührenpolitik von Ticketcorner als Markführer war schon bisher sehr intransparent», kritisiert Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, gegenüber der Zeitung. «Zusammen könnten sie Preise und Gebühren nach Gutdünken festsetzen.»
Besonders problematisch sei, dass die grössten Schweizer Medienhäuser mit ihren digitalen News-Plattformen Teil des Deals seien, bemängelt die Konsumentenschützerin.
Dass die mediale Abdeckung fehlen könnte, wenn man für den Kartenvertrieb zu einem Konkurrenten ginge oder auf eigene Faust etwas organisieren würde, müsste nicht erwähnt werden. «Wer als Veranstalter von den Medien totgeschwiegen wird, hat verloren. Das wissen alle.»
Der Ringier-Sprecher widerspricht: «Die Veranstalter sind frei in der Wahl des Medienpartners und in keiner Weise an Riniger-Produkte gebunden.»
Dieses Argument wird allerdings ziemlich dünn, wenn Ringier und Tamedia beim Ticketverkauf gemeinsame Sache machen können.