Der öffentliche Auftritt von Steve Bannon in Zürich war für das Schweizer Fernsehen (SRF) kein Thema. Während nationale wie internationale Medien über den kontroversen Besuch des ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump berichteten, verzichtete SRF bewusst auf einen Beitrag. Deshalb liegen sich «Weltwoche»-Redaktor Florian Schwab und Tristan Brenn, Chefredaktor TV von SRF, nun in den Haaren.
«CNN und CNBC berichten über Bannon in Zürich und die ´Weltwoche`. Bei SRF kommt der Anlass mit keinem Wort vor», monierte Florian Schwab am Donnerstag über den Nachrichtendienst Twitter und löste damit im sozialen Medium eine hitzige Debatte aus.
Neben Brenn und Schwab schaltete sich unter anderem auch «Blick»-Blattmacher Thomas Ley in die Debatte mit ein: «Man kann Bannon ja an den Karren fahren. Spricht überhaupt nichts dagegen. Stellen Sie sich vor: Strache oder Wilders oder Gauland reden in einer ausverkauften Halle in ZH oder BE – da wäre SRF doch dabei, oder? Alles andere ist einfach unsinnige Verweigerung», kritisierte er.
Während der Westschweizer Sender RTS über den Bannon-Auftritt berichtete, erklärte Tristan Brenn für die Deutschschweiz: «Wir haben im Vorfeld Bannon um ein Interview gebeten. Es kam eine Absage, ausgerichtet von Florian Schwab persönlich. Kritische Fragen offenbar unerwünscht. Darauf haben wir auf eine Berichterstattung verzichtet.»
Doch mit dieser Erklärung liessen sich weder Schwab, der für die Medienarbeit des «Weltwoche»-Anlasses zuständig war, noch Thomas Ley abspeisen. «Das hätte euch natürlich klar sein müssen (keiner kriegte ein Interview). Davon kann man den Entscheid über Berichterstattung doch nicht abhängig machen», wiegelte der «Blick»-Blattmacher ab und fragte: «Warum nicht zum Beispiel eine Reportage über die Leute, die da hingingen?»
Zudem verwunderlich: Bis zum Auftritt in Zürich berichtete SRF stets über Steve Bannon, auch ohne eigene Interviews. Zuletzt am 10. Januar wurde in der «Tagesschau» erklärt, «wie sich Steve Bannon ins Abseits manövrierte». Und am 8. Dezember 2017, vier Tage vor den Wahlen in Alabama, berichtete SRF noch über das Radio: «Aber an diesem Wahlanlass ist der Star nicht der Kandidat, sondern sein Trainer Steve Bannon.»
Es folgten Stimmen aus dem Publikum, die Bannon in den höchsten Tonen lobten sowie akustische Mitschnitte aus seiner Rede.
Dennoch findet Tristan Brenn den Einwand, dass SRF auch aus Zürich eine Reportage hätte machen können, offenbar abwegig: «Also eine Fan-Reportage mit Quotes von Bannon, befragt von Köppel? Das mag bei Rockkonzerten mit Fans und Act-Ausschnitten angehen, nicht bei politischer Berichterstattung», befand der TV-Chefredaktor.
Dass unter dem Zürcher Publikum aber eben nicht nur Fans, so wie es Tristan Brenn scheinbar vermutet, sondern vor allem auch viele Skeptiker des Rechtspopulisten waren, ist ihm offensichtlich entgangen.