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Mittwoch
24.02.2016

Medien / Publizistik

Mail vom Chef: Redeverbot mit Medien

Mail vom Chef: Redeverbot mit Medien

Die scharfe Kritik der Tessiner Staatsanwaltschaft scheint beim Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI) Spuren hinterlassen zu haben: Die Chefetage hat ihren Mitarbeitern einen Maulkorb verpasst und ihnen verboten, den Medien Auskünfte zum Fall zu geben.

Was war passiert? Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat explizit die Direktion des RSI am Montag in einer Stellungnahme kritisiert und einen Bericht des RSI in Teilen als falsch bezeichnet. Darin werden «vier afrikanische Staatsbürger» bezichtigt, am Wochenende eine junge Frau in einem Zug im Mendrisiotto sexuell belästigt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft liess daraufhin verlauten, dass der Bericht nicht mit den realen Fakten überein stimmen würde, die von den Ermittlungsbehörden erhoben wurden. Das RSI hielt jedoch an seiner Darstellung fest und teilte gegenüber der SDA mit, dass alle Fakten in der Meldung vor Erscheinen geprüft worden seien. Die Staatsanwaltschaft habe es verpasst, weitere Details zur laufenden Untersuchung zu liefern, um so ihr Dementi gegenüber der RSI zu rechtfertigen.

Der Klein Report wollte deshalb vom RSI wissen, ob man auf die Kritik der Staatsanwaltschaft reagieren werde und erhielt noch am Dienstagmorgen eine Zusage, dass Fragen beantwortet würden. Zudem schickte die Kommunikationsabteilung verschiedene Artikel von anderen Zeitungen, die ebenfalls über den Fall berichteten.

Nur Stunden später gingen dann aber kommunikativ die Lichter aus: Am Nachmittag meldete sich der zuständige Journalist des RSI und teilte dem Klein Report mit, dass man keinerlei Fragen beantworten werde. Beim Versprechen der Fragebeantwortung habe es sich um ein Missverständnis zwischen der Kommunikationsabteilung und der Redaktion gehandelt. Er habe im Laufe des Tages ein Mail von der Chefetage erhalten, in dem den Mitarbeitern des RSI «verboten wurde, sich gegenüber den Medien zum Fall zu äussern», wie der Journalist gegenüber dem Klein Report sagte.