«Wollen», «prüfen», «Projekt», «Investoren suchen»: Unter diesen Begriffen könnte man die Ankündigung der AZ Medien für Watson Romandie zusammenfassen.
In der «NZZ am Sonntag» schrieb Francesco Benini unter dem Titel «Das Onlineportal Watson plant Sprung in die Westschweiz» ausführlich über das Projekt, das die Journalistin Sandra Jean leiten soll. Die ehemalige Chefredaktorin der Zeitungen «Le Matin» und «Le Nouvelliste» «hat ihre Arbeit bereits aufgenommen», schreibt Benini, der demnächst von seinem aktuellen Arbeitgeber zu CH Media wechseln wird, worin im ganzen Geflecht auch Watson angesiedelt ist.
Fünf Mal kommt Verleger-Sohn Wanner indirekt zu Wort. «Nach Angaben von Michael Wanner, dem Chef von Watson, ist der Aufbau einer Redaktion mit 20 Journalisten geplant», so Journalist Benini. Die Redaktion sei in Lausanne stationiert, erste Texte sollen Anfang 2021 publiziert werden.
Gründe für den Sprung in die Westschweiz seien: «Watson habe sich in der Deutschschweiz sehr gut entwickelt», «die Werbewirtschaft wolle in einem einzigen Titel Kampagnen für beide grossen Sprachregionen» und «die publizistische Verarmung in der Westschweiz».
Auf mehrmalige Anfragen des Klein Reports bei Francesco Benini, was es mit seinem Wechsel zu CH Media und der Ankündigung zehn Monate vor dem möglichen Start von Watson in der Romandie auf sich habe, ging dieser auf Tauchstation.
Stattdessen schickte Michael Wanner ein paar Minuten später eine vorgefertigte Medienmitteilung an den Klein Report. Dort drin heisst es gegen Ende der Mitteilung: «Für den Aufbau von watson Romandie will watson auch die Finanzierung durch Investoren aus der Romandie prüfen. Dabei kommen neben privaten Investoren auch Stiftungen infrage.»
Der designierte CH-Media-Journalist wiederum weiss in der «NZZ am Sonntag» zu berichten, dass «erste Gespräche mit Investoren stattgefunden haben».
Auf die Deutschschweiz bezogen schreibt Benini: «Die Gewinnschwelle wollte Watson in diesem Jahr erreichen. Wanner erklärt, in den ersten drei Monaten sei das Portal sehr gut unterwegs gewesen. Die Corona-Krise habe zwar Unsicherheit in den Werbemarkt gebracht; Onlinewerbung werde aber nach wie vor nachgefragt.»
PR- und Konzernjournalismus ist in der Schweiz nicht unüblich, merkt der Klein Report an. Die Corona-Pandemie verstärkt aber nun dieses Phänomen stark zu Ungunsten der Medientitel. Denn: Von allen anderen Akteuren in der Gesellschaft, also ausserhalb der jeweiligen Medien-Blasen, wird erwartet, dass sie immer und sofort transparent kommunizieren. Und das auch in Notrechtszeiten und mit Kurzarbeit allenthalben.
Diese Gutsherrenart, wie sie vor Kurzem schon der Tamedia-Spitze nach der Veröffentlichung der 2019-Zahlen interessanterweise aus der Finanzbranche vorgeworfen wurde, ist tatsächlich passé!