In der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» vom Montag fragt sich Kolumnist François Pilet unter dem Titel «Je twitte donc je suis (journaliste)», was Journalisten von dem Mikroblog Twitter halten sollen: «Ist es ein Streben nach Qualität durch die Pflicht, prägnant sein zu müssen? Oder ein Symbol der geistigen Verarmung der SMS-Generation?»
Glücklicherweise habe die Medienwelt diese Auseinandersetzung beendet, stellt Pilet fest. «Weil sie wissen, dass sich ihre Zukunft im Internet abspielen wird, haben die Journalisten das Abenteuer gewagt», schreibt er. «Heute gibt es kaum noch Zeitungen, Radio- oder Fernsehsender, die es nicht versuchen.» Zahlreiche Tageszeitungen in der französischsprachigen Schweiz gehen sogar noch einen Schritt weiter, sprechen die Themen an, an denen sie arbeiten, und unterhalten sich sogar mit ihren Lesern, hält er fest.
In Frankreich hat es die Gratiszeitung «20 Minutes» laut Pilet «gar gewagt, aus dem Gerichtssaal des Clearstream-Prozesses zu twittern». Dies verblüffte Richter und Anwälte, die nicht wussten, ob sie es erlauben sollten oder nicht. In der Zwischenzeit konnten Journalisten zahlreiche bluttriefende Zitate schicken. «Bei Twitter, genau wie bei Facebook & Co., liegt die schwierigste Aufgabe vielleicht darin, die Angst vor der Leere zu überwinden», betont der Kolumnist.
Montag
28.09.2009