«Die SRG steht im Gegenwind», so fasste Peter Moor-Trevisan, Präsident der SRG Aargau Solothurn, die Ausgangslage zum Schlossgespräch am Dienstagabend im Rotturmsaal in Baden zusammen. Zumindest SRG-Generaldirektor Roger de Weck lässt sich davon nicht beeindrucken, wie seine unveränderte Haltung zeigte. Peter Wanner, Verleger der AZ Medien, prallte mit seinen Argumenten immer wieder ab.
Roger de Weck erwähnte zu Beginn des Gesprächs, dass die SRG sich erneuern müsse. «Wir sind änderungsbereit», so der SRG-Generaldirektor. Als Beispiel dafür nannte er, wie bereits bei vergangenen Diskussionen, zunehmende Kooperationen zu privaten Verlegern: gemeinsame digitale Infrastrukturen, gemeinsame Vermarktung der Werbung und ein punktueller Austausch von Inhalten, so skizziert de Weck die Zukunft.
Doch Verleger Wanner will nicht noch mehr Kooperation, sondern mehr Wettbewerb: «Die SRG muss sich redimensionieren», lautete seine feste Überzeugung. Die SRG sei in den letzten Jahren viel zu stark gewachsen, zu gross, zu mächtig geworden. «Sie braucht nicht 17, sondern vielleicht neun Radioprogramme», so Wanner, der dafür plädierte, dass sich die SRG auf ihre Kernaufgaben konzentriert.
De Weck wiegelte ab, beharrte auf seinen bekannten Standpunkten. Die zahlreichen Warnschüsse, die in den letzten Wochen und Monaten in Richtung der SRG abgefeuert wurden, hat der Noch-Generaldirektor scheinbar nicht verstanden. So machte er es kurzerhand zur Aufgabe der SRG, internationale Grossanbieter wie Netflix zu konkurrieren, da den Privaten in der Schweiz dazu die Mittel fehlen würden.
Dieses Problem sah auch der dritte Mann in der Diskussionsrunde, Otfried Jarren, Professor für Publizistikwissenschaft und Präsident der Eidgenössischen Medienkommission (EMEK): Die Marktverzerrung, die im TV-Bereich durch UPC, Swisscom, Netflix oder weitere, zahlungskräftige internationale Unternehmen verursacht wird, sei grösser als die Marktverzerrung durch die SRG.
Ganz anders Peter Wanner: Es sei nicht Aufgabe der SRG, mit den grossen Giganten zu konkurrieren. «Es ist ein Märchen, dass die Werbung ins Ausland, nach Deutschland, geht. Deren Werbefenster sind schon voll. Werbung sucht Schweizer Inhalte», so der Verleger.
Weiterhin keine Annäherung fand auch in Sachen Unterhaltungsangebot der SRG statt. Während Wanner für die Subsidiarität der SRG zu privaten Anbietern plädierte, betitelte de Weck die Übertragung von Live-Sport oder Eigenproduktionen wie etwa «Der Bachelor» oder «Bauer, ledig, sucht...» einmal mehr als Verlustgeschäfte. «Das sind alles Verlustgeschäfte, die nur fürs Marketing gemacht werden», so Roger de Weck.
AZ-Verleger Wanner dementierte diese Aussage im anschliessenden Gespräch mit dem Klein Report klar. Dass Roger de Weck auf solchen Punkten beharrt, sei falsch und de Wecks Unbelehrbarkeit mit ein Grund dafür, dass die Fronten verhärtet sind. Das Gleiche gilt auch für die viel zitierten Kooperationen mit der SRG: «Mein Eindruck ist, dass die SRG das macht, was gut für sie ist und was ihr nicht weh tut», so Wanner zum Klein Report.