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Donnerstag
10.09.2015

Medien / Publizistik

«Ja, die Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier wird eines der Hauptthemen am diesjährigen Schweizer Medienkongress sein», bestätigt Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien (VSM), dem Klein Report. Eine Debatte mit viel Zündstoff, die zuletzt mit dem Austritt von Ringier aus dem Verband einen Höhepunkt erreicht hat.

Neben der Werbeallianz werde laut Lebrument auch die Service-public-Diskussion im Zentrum stehen. Dabei wartet der Kongress mit dem provokanten Titel «Die öffentlich-rechtlichen Sender sind überflüssig» auf.

Vorgesehen ist eine Diskussion zwischen Helmut Thoma, der von 1991 bis 1999 Chef des privaten deutschen TV-Senders RTL war, sowie Journalist und Moderator Hannes Britschgi, der heute für Ringier-Titel schreibt. Vor Jahren moderierte Britschgi die Sendung «Rundschau» beim Schweizer Fernsehen (SRF).

Mit dabei ist auch wieder Bundesrätin und Medienministerin Doris Leuthard. Nach ihrem Auftritt bei der Autosalon-Premiere in Genf war sie auch schon bei SRF im «Donnschtig Jass» zu sehen. Es folgte ein Auftritt am Tag der Werbung am 29. Mai und beim Swiss Radio Day am 27. August, wo sie mit den «good news» auftrumpfte, dass private konzessionierte Programmanbieter ab Mitte nächsten Jahres schnell mehr staatliche Gelder erhalten - nach der äusserst knappen Annahme des neuen RTVG.

Am 3. September war die CVP-Medienministerin dann beim neuen Nicht-mehr-VSM-Mitglied Ringier an der Eröffnung des renovierten Pressehauses zu Gast. «Medienunternehmen haben aber eine besondere Verantwortung. Medien sind nicht blosse Ware, sondern Unterhaltung und Staatskunde zugleich», meinte sie dort, wobei der Bereich Unterhaltung vor allem auch Richtung Defacto-Monopolist SRG zielte, der einen grossen Teil seines jährlichen Etats für Spiel- und Unterhaltungsshows ausgibt, die oft aber bereits auch bei privaten TV-Sendern laufen.

Es folgt nun also der nächste Streich am Schweizer Medienkongress vom Donnerstag und Freitag. Wer weiss, vielleicht auch mit «good news» für die Verleger? In der kopflosen Schweizer Medienbranche ist das grosse «Wünsch-Dir-was» ausgebrochen. Damit bietet sich für viele Politiker die Möglichkeit, als angebliche Retter mit der Verteilung von Staatsgeldern Hand zu bieten und sich so das Wohlwollen der Medienhäuser zu sichern. Und natürlich immer und nur mit dem einen edlen Ziel: die Stärkung der Demokratie!

Der Austritt von Ringier aus dem Verlegerverband wird am Medienkongress sicherlich Gesprächsthema sein. «Ob offiziell oder inoffiziell, wenn ein so grosses Mitglied den Verband verlässt, ist das natürlich ein Thema», sagte Hanspeter Lebrument gegenüber dem Klein Report.

Einen ähnlichen Verlust hat der VSM in den 90er-Jahren mit dem Austritt des Tamedia-Konzerns mit dem «Tages-Anzeiger» erfahren, konnte diesen damals aber auffangen. Die Auswirkungen nach dem Ringier-Abgang sind noch ungewiss, zumindest bis die Wettbewerbskommission entschieden hat, wie es mit der halbstaatlichen Werbevermarktungsallianz zwischen Swisscom, der SRG und Ringier weitergeht.

Dementsprechend hofft Lebrument umso mehr, «dass man wieder näher zusammenkommt». Ob am Kongress in Interlaken im Fünfsternehaus Victoria-Jungfrau auch Ringier-Vertreter vor Ort sein werden, wusste Lebrument noch nicht.