Am Tag vor der ersten Anhörung der türkischen «Cumhuriyet»-Journalisten Can Dündar und Erdem Gül haben mehrere türkische und internationale Journalistenorganisationen gegen die «voranschreitende Einflussnahme türkischer Behörden auf die journalisitische Berichterstattung» Position bezogen.
In dem Aufruf, der an der Pressekonferenz am Donnerstag in Istanbul veröffentlicht wurde, fordern die Organisationen und Gewerkschaften «Freiheit für Journalisten». Insbesondere sollen die Bedrohungen gegen Journalisten beendet, ihre Quellen geschützt und die Zensur von Internet und TV- und Radio-Anstalten gestoppt werden.
An die Adresse des türkischen Parlaments richteten die Organisationen die Forderung, eine Untersuchungskommission gegen den zunehmenden Druck auf die Medienschaffenden einzurichten, und versuchten damit, eine politische Debatte über die juristischen Scharmützel der Behörden gegen kritische Journalisten anzustossen.
Michelle Trimborn, Sprecherin des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit, warnte davor, dass Gerichtsprozesse gegen einzelne federführende Journalisten nicht als Einzelfälle verharmlost werden sollten, sondern, dass sie ganze Medienlandschaften vergiften könnten: «Verhaftungen und andere juristische Massnahmen betreffen nicht nur Einzelpersonen, sondern sollen alle Journalisten und Bürger an mögliche Folgen ihres Handelns erinnern. Das führt zu Selbstzensur - eine der grössten Gefahren für die Pressefreiheit», sagte sie.
Die Anhörung von Can Dündar und Erdem Gül findet am Freitag im Justizpalast in Istanbul statt. Den Journalisten droht eine lebenslange Haftstrafte wegen Terrorismus- und Spionagevorwürfen.