Visit@Zeitschriften Deutschschweiz hiess das Thema, das Ringier-CEO Marc Walder am Donnerstagmorgen in der Aula des Pressehauses vor versammelter Redaktionsmannschaft der einzelnen Ringier-Zeitschriften in sehr gewählten Worten darlegte. Das Hauptthema: Papier vs. Internet. Walder mahnte die Magazin-Journalisten, ihre Zeitschriften nach wie vor ernst zu nehmen und mit viel Liebe zum Detail zu produzieren.
Walder erklärte am Beispiel von Uber, die den Taxi-Markt innert kurzer Zeit total aufgemischt hätten, und Kodak, wie schnell ein sicher geglaubtes Geschäft innert kürzester Zeit den Weg des Konkurses gehen könne, wenn man die Zeichen der Zeit nicht erkenne; der Weltkonzern Kodak ging nach dem Aufkommen der Digitalfotografie innert 24 Monaten bankrott.
Den Stellenwert des Internets bei europäischen Verlegern legte Walder mit Prozentzahlen dar. Der norwegische Verlag Schibsted, Erfinder der Gratiszeitungen, schwingt mit 64 Prozent obenauf, knapp gefolgt von Hubert Burda Verlag und Axel Springer. Ringier kommt gemäss Walder auf 44 Prozent, Tamedia auf 25 Prozent und die NZZ auf 10 Prozent. Damit, so Walder, sei sie in diesem Geschäft unbedeutend. Ein Zitat von Charles Darwin untermauerte diese These: «It is not the strongest or the most intelligent who will survive but those who can best manage change.»
Man müsse von den Besten im Netz abschauen. Nur die Grösse sei im Internet relevant, was Google mit seinen Zahlen unterstreicht nach dem Motto «The winner takes it all». Das sei auch eine Gefahr für Portale wie AutoScout, ImmoScout oder Kleinanzeigen im Allgemeinen. Dass eines Tages plötzlich Social-Media-Plattformen solche Portale aufschalten könnten und denen damit theoretisch den Todesstoss versetzen würden. Auch der Aargauer Verleger Peter Wanner hätte feststellen müssen, dass es besser sei, regional gut aufgestellt zu sein, denn national Geld zu verlieren.
Auf Fragen aus dem Publikum gab Marc Walder, der sich laut eigenen Aussagen hauptsächlich durch etwa 50 Twitter-Abonnements informiere, die regelmässig auf sein Handy kämen, offen Auskunft. Zum Beispiel auf die Frage, ob Ringier beim Kauf von Ricardo auch mitgeboten habe. «Ja», gestand Walder. «Aber wir suchten einen 50/50-Partner und fanden den nicht.»
Also verzichtete Ringier auf den Deal und Tamedia schlug zu. Es ging immerhin um 240 Millionen Franken. Tamedia habe ja im Gegensatz zu Ringier, die in 14 anderen Ländern aktiv seien, nur die Schweiz als Markt, meinte Walder.
Die Ringier AG gewinne 50 Prozent des Ebitda mittlerweile im Netz und bleibe ein diversifiziertes Medienhaus. Antworten zum Joint Venture mit Axel Springer: Man warte noch auf den Entscheid der Wettbewerbskommission, bevor man sich Gedanken mache, wo die einzelnen Redaktionen ihren Standort haben werden.
Pläne in fernerer Zukunft seien sicher, das Joint Venture eines Tages in einem modernen Pressehaus unter einem gemeinsamen Dach zu haben. Die wichtigen Entscheidungsträger für das Joint Venture neben Michael Voss, der Walder zusammen mit Finanzchefin Annabella Bassler auf dem Podium quasi assistiert hat, seien Verlagsdirektor Urs Heller für alle Zeitschriften sowie Thomas Passen.