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Mittwoch
24.08.2011

IT / Telekom / Druck

Die grafische Industrie kämpft ebenfalls um Beiträge aus dem Zwei-Milliarden-Paket des Bundes.

In einem am Dienstag an den Bundesrat verschickten Schreiben stellte der Schweizerische Verband für visuelle Kommunikation (Viscom) fünf Forderungen. Er verlangt unter anderem, dass unter anderem die Mehrwertsteuer und die Sozialversicherungsbeiträge reduziert werden.

Thomas Gsponer, Direktor Viscom, sagte am Dienstag gegenüber dem Klein Report: «Das sind sinnvolle Massnahmen, um unsere strukturellen Probleme abzufedern.» Wie etwa der Tourismus, leide auch die grafische Industrie unter dem schwachen Euro, deshalb habe die Viscom das Massnahmenpaket entwickelt. Aufgrund des Eurokurses seien die strukturellen Probleme der Industrie verschärft worden, so Gsponer.

Gegen 80 Prozent der Viscom-Mitglieder hätten Aufträge verloren und 31 Prozent der Unternehmen würden einen Umsatzrückgang zwischen fünf bis zehn Prozent beklagen. Viele Aufträge würden mittlerweile ins Ausland vergeben. Welche Kunden der Schweiz die Treue halten und welche nicht, möchte Gsponer nicht bekannt geben. Er verstehe jedoch, dass international tätige Unternehmen international einkaufen würden. Dennoch seien die Spiesse ungleich verteilt: «Im Ausland gelten andere Bedingungen, was ein klarer Standortnachteil für uns bedeutet.»

Vor der Eurokrise habe die grafische Industrie mit konjunkturellen Problemen gekämpft, die Finanzkrise führte zu einem Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent. Letztes Jahr, so Gsponer, habe sich die Branche ein wenig erholt, nun komme die Eurokrise hinzu. Dass die grafische Industrie in den vergangenen Jahren Strukturanpassungen verschlafen hat, bestreitet Gsponer vehement: «Der Markt hat sich gewandelt, es hat viele technische Veränderungen gegeben», sagte er. «Viele Betriebe haben diesen Wandel mitgemacht, sind heute beispielsweise crossmedial tätig und konzentrieren sich nicht mehr nur auf den Druck.»

Die Forderungen an den Bund seien im Gegensatz zu denjenigen anderer Verbände nicht hoch, die Massnahmen würden die Bundeskasse nicht belasten, so Gsponer. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bund nicht auf unsere Forderungen eingeht», sagte er, «falls er jedoch nicht darauf eingeht, werden wir darum kämpfen.» Der Verband will nun zuerst abwarten, wie der Bund auf das Schreiben reagiert.

Im Zusammenhang mit den Papierpreisen hat Viscom bereits reagiert und bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine entsprechende Anzeige deponiert. Die Viscom fordert eine Untersuchung, warum die Papierpreise in der Schweiz bis zu 30 Prozent über dem europäischen Mittel liegen. Auch die zu hohen Papierpreise würden die Schweizer Druckindustrie gefährden. Die Weko hat bisher noch nicht geantwortet, «wir erwarten aber demnächst den Bericht», sagte Gsponer.