Der Zürcher Journalistenpreis wurde in diesem Jahr für drei herausragende Beiträge und ein Gesamtwerk vergeben. Die Preisträger sind Susi Stühlinger (WOZ), Iwan Städler («Tages-Anzeiger»), Rico Czerwinski («Das Magazin») und Köbi Gantenbein («Hochparterre»). Die Jury hat einen Preis für ein Gesamtwerk vergeben und aus 170 Einsendungen drei Beiträge ausgezeichnet, die den gesellschaftspolitischen Spannungsfeldern Arm-Reich, Wissenschaft-Politik und Arbeit-Mensch gewidmet sind. Der Zürcher Journalistenpreis ist mit je 10 000 Franken dotiert.
Susi Stühlinger erhielt die Auszeichnung für den Text «Eine Million, bitte. Zum Mitnehmen». «Statt uns mit anwaltschaftlichen Appellen zu langweilen, unterhält er uns mit kleinen, aber feinen Beobachtungen aus der Welt der Vermögenden und dem Parodieren des wohligen Voyeurismus eines alljährlich wiederkehrenden Bilanz-Ratings», lobte Jury-Mitglied Alain Zucker die Schaffhauserin in seiner Laudatio.
Iwan Städler wurde für seinen Artikel «Leichen im Keller des Professors» zum Fall von Christoph Mörgeli prämiert. «Der Journalist wusste offenbar schon länger, dass es in Mörgelis Universitätsinstitut gärt - nicht nur bei den Feuchtpräparaten. Er suchte nach Material und sammelte es, bis die Geschichte rund war», so Jurypräsident Fredy Gsteiger. Städler habe den Missstand in einer altehrwürdigen Zürcher Institution ans Licht gebracht.
Der dritte Beitrag von Rico Czerwinski mit dem Titel «Die Anomalie» thematisierte die Unzufriedenheit der VBZ-Mitarbeiter. «Rico Czerwinskis Nahaufnahme aus dem Führerstand der VBZ schildert, wie absurd es wird, wenn man aus Bewertungsgründen Menschen in ein Schema presst, das in seiner betriebswirtschaftlichen Ausgeklügeltheit zu Willkür - und schlussendlich zu Unfällen führt», sagte Juror Hansi Voigt in der Laudatio.
Der Preis für das Gesamtwerk ging an Köbi Gantenbein, den Chefredaktor der Architekturzeitschrift «Hochparterre». «Noch nie zeichneten wir Unternehmergeist aus», sagte Margrit Sprecher in ihrer Würdigung. Die Texte des «Berufsbündners» würden mitunter rustikal beginnen, dann aber sehe sich seine Leserschaft meist auf überraschende Art mit drängenden Architektur- und Landschaftsfragen konfrontiert.
Die Verleihung des 33. Zürcher Journalistenpreises fand am Mittwoch im Kaufleuten in Zürich statt. Ausgezeichnet werden jeweils hervorragende Arbeiten und Gesamtwerke, die über einen Zeitungs-, Zeitschriften- oder Onlinekanal verbreitet werden. «Für einmal siegten noch Printartikel. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern», so Andrea Masüger, CEO der Südostschweiz Medien und Präsident der Stiftung Zürcher Journalistenpreis.
Die Preisträgerin von der WOZ - Susi Stühlinger: «Jetzt muss die `WOZ` nur noch 99 Preise gewinnen»