Das grosse Augenmerk am Filmfestival Locarno galt am Sonntagmorgen einem der bedeutendsten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts: Max Bill (1908-1994). Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner war vor Ort, um an der Weltpremiere des Dokumentarfilms «Bill - das absolute Augenmass» in Locarno teilzunehmen. Dazu bedurfte es des richtigen Zeitmasses, um betreffendes Augenmass im Casino Kursaal zu nehmen. Nach dem Motto «Was lange währt, wird endlich gut» öffneten sich die Türen mit erheblicher Verspätung und bis der Kinosaal endlich bis zum letzten Platz gefüllt war, vergingen nochmals 20 Minuten. Das geduldige Publikum ertrug die überlange Wartezeit wohlwollend. Vielleicht fiel deshalb der Schlussapplaus etwas gedämpft aus.
Am filmischen Porträt über Bill konnte es nicht gelegen haben, denn die vielschichtige Dokumentation des Zürcher Filmemachers Erich Schmid («Meier 19») brachte Spannendes und Erstaunliches zu Tage: Bill als Student und Hochschullehrer, Bill als Designer, Architekt, Maler und Bildhauer, Bill als politischer und schöpferischer Mensch. Unter massgeblicher Mitarbeit von Angela Thomas, der Ehefrau Bills, Kunsthistorikerin und sachkundige Nachlassbetreuerin, Autorin und heute Ehefrau des Filmers Schmid. Das Paar, nunmehr zehn Jahre verheiratet, wohnt in Bills Wohn- und Atelierhaus im zürcherischen Zumikon.
Der Film bietet eine Mischform zwischen Chronologie, thematischen Akzenten und Erläuterung durch die Wegbegleiterin Angela Thomas. Erich Schmid meinte nach der Vorführung: «Er wollte mit seinem Film das Publikum Wunder machen, was nun kommt. Ich wollte einen Menschen darstellen, um sein Werk zu verstehen und was dahinter steckt.» «Bill - das perfekte Augenmass» läuft ab September in den Deutschschweizer Kinos.
Sonntag
10.08.2008