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Dienstag
20.02.2018

Medien / Publizistik

Das Verhandlungstuch ist zerschnitten

Das Verhandlungstuch ist zerschnitten

Nach vier Verhandlungsrunden ziehen Redaktionsvertreter und Gewerkschaften ein ernüchterndes Fazit aus den Gesprächen mit dem SDA-Verwaltungsrat: Dieser erklärte die Gespräche am Montag einseitig für beendet. Selbst die vom VR vorgeschlagene Schlichtung drohe obsolet zu werden, schreibt die Gewerkschaft Syndicom.

«Zwischen der Delegation der Redaktion sowie jener des Verwaltungsrates der SDA konnten nur geringfügige Annäherungen erzielt werden», heisst es am Montag zum Stand der Verhandlungen. Marco Geissbühler, Gewerkschaftssekretär von Syndicom, fand gegenüber dem Klein Report noch deutlichere Worte: «Alle unsere zentralen Forderungen wurden abgelehnt.»

Die Fronten zwischen Redaktion und Verwaltungsrat sind unterdessen ähnlich verhärtet wie bereits zuvor, als noch mit der Geschäftsleitung der SDA verhandelt wurde. «Der Konflikt ist bereits stark eskaliert, der Verwaltungsrat versucht immer wieder, uns vor vollendete Tatsachen zu stellen», so Geissbühler.

Die Vertreter der Redaktion hätten zwar signalisiert, dass sie weiterhin an einer einvernehmlichen Lösung interessiert seien. Ein solches Bekenntnis von der Gegenseite fehle jedoch, sagte Geissbühler: «Wir warten noch auf eine Antwort des Verwaltungsrates.»

In einer Mitteilung, die der Verwaltungsrat am Montag selber verschickte, wurden die Verhandlungen hingegen als «gescheitert» bezeichnet. Ein abschliessendes Gespräch am Montagvormittag mit den Sozialpartnern habe erneut keine Annäherung gebracht, obwohl der VR beim Sozialplan nach eigenen Angaben gewisse Eingeständnisse gemacht habe.

So habe man den Sozialplan noch einmal «deutlich aufgebessert» auf nun 2,5 Millionen Franken. «Darin eingeschlossen waren auch gute Lösungen für die zwölf Betroffenen einer Frühpensionierung sowie die acht gekündigten Mitarbeitenden ohne Anschlusslösung», berichtete der Verwaltungsrat. Auch ein mit 100 000 Franken dotierter Härtefallfonds sei in Aussicht gestellt worden.

Die Redaktionskommission relativierte diese «Aufbesserung» in einer eigenen Stellungnahme: In den 2,5 Millionen Franken rechne die SDA-Direktion auch die Kosten der Lohnfortzahlungen für Mitarbeiter, denen «noch nicht gekündigt werden konnte, etwa aufgrund von Krankheit», mit ein. Doch diese könnten gar nicht zum Sozialplan gezählt werden, weil das Gesetz den Arbeitgeber ohnehin zu diesen Leistungen verpflichtet.

In einem Schreiben, das VR-Präsident Hans Heinrich Coninx gemäss «Inside SDA» der Belegschaft zukommen liess, habe er sich voll und ganz zur eingeschlagenen Strategie bekannt und sich auch hinter CEO Markus Schwab gestellt.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen bleibe gemäss SDA-Verwaltungsrat nur noch der Gang an die Schlichtungsstelle des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Diese Option hält auch die Redaktionskommission für prüfenswert, jedoch nur unter der Bedingung, dass die Kündigungen bis zum Ende der Vermittlung sistiert werden. «Eine Schlichtung setzt voraus, dass der Gegenstand der Vermittlung in der Zwischenzeit nicht obsolet wird», schreibt Syndicom dazu.

Ob die Redaktion die Einladung des Seco annimmt oder nicht, werde am Mittwochabend entschieden, erklärte Marco Geissbühler das weitere Vorgehen. Ein neues Treffen mit dem Verwaltungsrat stehe aktuell nicht in seiner Agenda.