Der gross angelegte Um- und Abbau bei den SRF-Sendern verunsichert das Personal. Die SRF-Spitze macht Tempo. Viele der Angestellten fühlen sich brüskiert.
«Die Verunsicherung unter den Mitarbeitenden ist sehr gross. Der Stellenabbau, der durch die SRG angekündigt wurde, soll – aus Sicht von SRF – schnell über die Bühne gehen, damit auch die Transformation zügig weitergehen kann», sagte Elena Obreschkow von der SRG-Gewerkschaft SSM im Gespräch mit dem Klein Report.
Aktuell sei die Frage, die jede und jeder sich stellt: Wie betrifft mich das? Dabei gehe es lange nicht nur um den Erhalt der eigenen Stelle, sondern vielmehr auch um das Berufsbild, das sich wandelt.
Viele stellen sich laut Obreschkow die Frage, ob sie das mitmachen oder nicht lieber einen anderen Beruf wechseln wollen.
«Und all dies ist bis heute ohne grossen Einbezug des betroffenen Personals geschehen, was viele Angestellte auch als Affront werten.»
Dass SRF sich weiterentwickeln muss, sei auch aus Sicht des Personals weitestgehend unbestritten. Doch in der Frage, wie diese Entwicklung erfolgen soll, gingen die Meinungen auseinander.
Auf die SRF-interne Kommunikation angesprochen, sagte die Gewerkschafterin zum Klein Report: «Die Kommunikation von SRF war eine geballte Ladung. Und vor allem das Tempo, mit welchem SRF die Reorganisation vollzieht, ist enorm.»
Aus Sicht vieler Angestellter seien die Ankündigungen zur Transformation im August 2020 bereits eine grosse Veränderung gewesen. Nur rund sechs Wochen später folgte dann die Information zu den Konsequenzen, welche diese für das Personal haben wird. «Dadurch fühlen sich viele Angestellte brüskiert und nicht mitgenommen.»
Angesichts des schieren Ausmasses dieser Reorganisation sei die Kommunikation «in Teilen noch zu wenig spezifisch» und sie «liess viele Fragen offen. Dies wiederum verunsichert das Personal zusätzlich.»
Laut Gilles Marchand soll der Abbau so verantwortungsvoll und sozialverträglich wie möglich gestaltet werden soll. Aus Sicht des SSM hiesse dies, dass die Anzahl Entlassungen wo immer möglich verhindert und wenigstens auf ein Minimum reduziert werden müssten. Dazu müssten Konsultationen stattfinden.
Eine Konsultation ist bis heute aber nur bei SRF geplant. Die Gewerkschaft verlangt, dass eine solche über das gesamte SRG-Paket stattfindet.
«Bei Entlassungen muss dann für möglichst alle betroffenen Angestellten ein Sozialplan gelten. Dieser Sozialplan umfasst aus unserer Sicht: Grosszügige Massnahmen im Zusammenhang mit Änderungskündigungen und Umschulungen, zudem einen echten Anreiz für Austritte.»
Die SRG müsse sich ganz generell überlegen, ob sie mit ihren Transformationen und den Streichorgien im Bereich Kultur, Religion et cetera nicht allmählich den Service-Public-Auftrag aus den Augen verliere, wurde Elena Obreschkow zum Schluss des Gesprächs nochmals deutlich.
«Die Abstimmung über die ‘No Billag’-Initiative wurde unter anderem mit einer breiten Allianz bestehend aus Akteuren der Zivilgesellschaft gewonnen. Immer mehr dieser Verbündeten werden nun vergrault. Aber auch die Politik wird immer hellhöriger und fragt sich, ob der Service-Public-Auftrag der SRG noch wirklich wahrgenommen wird.»