Schmerzhafte Tage für die deutsche Zeitungslandschaft: Gut eine Woche nach der Insolvenz des Traditionsblatts «Frankfurter Rundschau» gab Gruner + Jahr am Freitag bekannt, die «Financial Times Deutschland» (FTD) im zwölften Jahr ihres Bestehens einzustellen. Wer trägt die Schuld am Aus der Wirtschaftszeitung - das Internet, das Management oder gar die Redaktion? Einige Reaktionen im Überblick.
Hart mit der FTD und ihrer Herausgeberin ins Gericht geht «Focus Online»: Schuld am Aus seien «der fehlende Mut und der Ideenmangel des Verlagsmanagements». So habe es die Zeitung nicht einmal während des Internetbooms um die Jahrtausendwende geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Ein tragfähiges Geschäftsmodell, so «Focus Online», habe bis zum Schluss gefehlt - der starke Rückgang der Werbeeinnahmen im laufenden Jahr hätte die Zeitung schliesslich nicht mehr verkraften können. Dabei hätten es die Zeitungsmanager vor allem verpasst, eine klare Strategie für das Onlinegeschäft zu entwickeln - stattdessen habe man versucht, «sich irgendwie durchzuwursteln».
Ins selbe Horn bläst «Spiegel Online». «Statt aufs Netz zu setzen», habe die FTD eine «Kostenloskultur auf Papier» gepflegt. Die Wirtschaftszeitung sei «in Wahrheit für viele ihrer Leser immer ein Gratisblatt gewesen», von der mehr Exemplare in Form von Bordausgaben als über Abonnements verteilt worden seien. Die Chance des digitalen Geschäfts habe man hingegen verpasst. Gruner + Jahr, so «Spiegel Online», «hat es versäumt, die starke und durchaus respektierte Marke im Netz zur zentralen Anlaufstelle all jener zu machen, die Wirtschaftsnachrichten im Stil der Gegenwart konsumieren möchten.»
Selbstkritisch beurteilen FTD-Chefredaktor Steffen Klusmann und seine Stellvertreter Stefan Weigel und Sven Oliver Clausen das Aus ihrer Zeitung. «In eigener Sache» schreiben sie: «Wir haben die schöpferische Zerstörungskraft des Internets zwar seit unserer Gründung so intensiv beschrieben wie kein anderer in Deutschland», doch sei es ihnen trotzdem nicht gelungen, «darauf aufbauend ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das unseren Anspruch an Journalismus zu finanzieren vermag.»