Die Verleger des Verbands Schweizer Medien (VSM) wenden sich einmal mehr hilfesuchend an den Staat: Es drohe ein «Kahlschlag im Blätterwald», auch im digitalen Bereich, wenn die Politik jetzt nicht einen Rettungsfallschirm hervorzaubere.
Einige Medienunternehmen haben in der Corona-Krise schnell reagiert, um Kosten zu sparen. Der Grosskonzern TX Group mit Tamedia, die Swiss Regiomedia, der «Walliser Bote» oder auch «La Regione» im Tessin haben beispielsweise bereits Kurzarbeit beantragt.
Weitere Verlage dürften demnächst folgen. «Stichproben von Anfang der Woche haben ergeben, dass sich sehr viele Häuser Gedanken machen, aber noch nicht entschieden haben», sagte Andreas Häuptli, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Medien (VSM), am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.
Die Situation ist fast schon paradox: «Die Onlineabrufe der Tagespresse sind explodiert und bleiben hoch. Andere Pressetypen wie die wöchentlichen Anzeiger, die voll vom Werbevolumen leben, mussten den Druck von Ausgaben aussetzen», so Häuptli. Auf der einen Seite also eine immense Nachfrage nach Inhalten, auf der anderen Seite wegbröckelnde Werbeumsätze.
Es erscheint eigentlich logisch, dass Kurzarbeit in den Redaktionen sehr bedächtig einzusetzen wäre, wenn Zeitungen und Online-Portale ihren selbstproklamierten Relevanzansprüchen in dieser aussergewöhnlichen Lage noch genügen wollen.
Dazu erklärt der VSM-Geschäftsführer Häuptli: «Die Erwartung der Leser nach praktischer Live-Berichterstattung bedingt einen enormen Personaleinsatz und viel Sorgfalt. In den Redaktionen der Tagespresse, zumindest in den betreffenden Ressorts, ist Kurzarbeit keine Möglichkeit Geld zu sparen, was man aber müsste, nachdem viel Werbevolumen verloren gegangen ist und so schnell auch nicht zurückkommt.»
Wie stark diese Rückgänge am Ende ins Gewicht fallen werden, kann momentan niemand genau wissen. Der Verlegerverband schreibt, dass aktuell 80 Prozent der Print-Werbungen storniert werden. «Je nach Länge der Krise» sei für das Werbejahr 2020 ein Printwerberückgang von gegen 400 Millionen Franken zu befürchten.
Der Verband macht keine Angaben dazu, wie lange es dauern würde, bis die ersten Verlagshäuser in Existenznöte geraten - zumindest von einem gesunden Unternehmen, das jährlich Boni ausschüttet, sollte man erwarten können, dass für eine solche Krisensituation finanzielle Reserven vorhanden sind.
Doch der Verband Schweizer Medien fordert schon jetzt die Unterstützung vom Bund. Es müsse schnell gehen. «Wir sind mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) im Kontakt zur Abklärung von Möglichkeiten einer branchenspezifischen Nothilfe», sagte Andreas Häuptli schliesslich gegenüber dem Klein Report.