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Donnerstag
02.04.2020

TV / Radio

«Ein bisschen mehr Feingefühl täte allen Menschen gut», beschwerte sich ein katholischer Zuschauer...

«Ein bisschen mehr Feingefühl täte allen Menschen gut», beschwerte sich ein katholischer Zuschauer...

SRF-Comedian «Deville» zog im «Vatikan Special» über die katholische Kirche her. Gleich drei Zuschauer beanstandeten die Satiresendung, keiner davon stiess beim Ombudsmann auf Zuspruch.

Einer der Beanstander fühlte sich nach der Sendung vom 12. Januar in seinen religiösen Gefühlen verletzt. Ein weiterer fand, dass religiöse Themen im Satire-Programm von SRF nichts zu suchen hätten. Der dritte Kritiker bemängelte, die Sendung suggeriere, dass alle kirchlichen Personen «sexuell belastet» seien.

«Ich lasse Herrn Deville leben und beschimpfe ihn nicht bezüglich Alter, Aussehen, Charakter, Stimme und Wortwahl. Dies zu machen, wäre wahrscheinlich eine Leichtigkeit, aber das gehört sich nicht. Ein bisschen mehr Feingefühl täte allen Menschen gut», schrieb der gläubige Katholik.

Nicht der Glaube an sich, sondern die Organisation der katholischen Kirche sei im «Vatikan Special» thematisiert worden, entgegnete Daniel Kaufmann, Senior Producer Comedy. Bei allem Respekt stehe diese nicht ausserhalb jeder Kritik, weil sie auch weltliche Ziele verfolge und immer wieder für negative Schlagzeilen sorge.

Wenn in «Deville» über Investments des Vatikans in Immobilien gesprochen werde, dann berühre das keine Glaubensinhalte, so Daniel Kaufmann weiter. Das Thema des sexuellen Missbrauchs sei in der Sendung zudem «recht zurückhaltend» behandelt worden.

Was die Unterscheidung von Glauben und Institutionen betrifft, hat die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) einmal festgehalten, dass lediglich der «Kern der Glaubensinhalte» geschützt sei. Die kirchlichen Amtsträger dagegen seien genau so der öffentlichen Kritik unterworfen wie Amtsträger anderer Institutionen. Als Kern der Glaubensinhalte gelten im Katholizismus die sieben Sakramente.

Ombudsmann Roger Blum folgte dieser Argumentation und lehnte alle Beanstandungen ab. Und er schob noch nach: Weil «in der Schweiz mehr als ein Drittel der Ehen geschieden wird (und dass auch in den übrigen Ehen teilweise gestritten, geschlagen, gemordet wird), ist fraglich, ob das Sakrament ‘Ehe’ auf Dauer immun bleibt vor satirischem Spott».

Die römisch-katholische Kirche ist mit rund 2,5 Millionen Angehörigen und einem Bevölkerungsanteil von fast 36 Prozent die grösste Glaubensgemeinschaft in der Schweiz.