Bradley Manning wurde vor Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt, weil er während dem Militärdienst in Kuwait hunderttausende geheime Militärdokumente über die Kriege im Irak und in Afghanistan kopiert und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt hatte. Nun hofft Chelsea Manning, so heisst Bradley seit 2014 offiziell, auf eine Begnadigung und wird dabei von Reporter ohne Grenzen (ROG) unterstützt.
Manning und ROG befürchten nämlich, dass die Pressefreiheit unter dem Wechsel im Weissen Haus leiden könnte. Das belegt die Organisation mit medienkritischen Zitaten, die Donald Trump während dem Wahlkampf und danach von sich gegeben hat. Deshalb hat Chelsea Mannings Anwalt nun ein zweites, formelles Gesuch um vorzeitige Begnadigung an Präsident Barack Obama gestellt. Manning, die seit 2013 im Gefängnis sitzt, soll ihre restliche Strafe nicht absitzen müssen, so die Forderung an den Präsidenten.
Manning, damals noch unter dem Männernamen Bradley bekannt, machte beispielsweise Dokumente über einen Hubschrauberangriff von US-Soldaten auf eine Gruppe Zivilisten in Bagdad publik, bei dem unter anderem zwei «Reuters»-Journalisten getötet wurden. Chelsea, die zunehmend zur Erkenntnis gelangte, im falschen Körper geboren zu sein, bekannte sich im folgenden Prozess zu ihrer Schuld. Sie hoffte vergeblich darauf, dass «ihre Sorge um Rechtsverstösse der USA und die Tötung unschuldiger Zivilisten» als Motiv für die Enthüllungen anerkannt werde.
ROG berichtet, dass unter Obama die juristische Verfolgung gegen Whistleblower und Investigativjournalisten «besorgniserregende Ausmasse» erreicht habe. Grundlage der strafrechtlichen Verfolgung ist demnach ein Spionagegesetz aus dem Jahr 1917, das in der Präsidialzeit Obamas vermehrt bemüht wurde.
Im Vergleich zu früheren Urteilen seien die Urteile gegen Manning sowie gegen den ehemaligen CIA-Experten Jeffrey Sterling, der 2015 in einem Indizienprozess der Spionage für schuldig befunden wurde, von besonderer Härte. Die Organisation ROG fordert deshalb die sofortige Begnadigung von Manning und Sterling, solange Obama noch Präsident der USA ist.