Wer wird Barack Obama am 8. November als US-Präsident beerben? Seine demokratische Freundin Hillary Clinton oder der Herausforderer Donald Trump von den Republikanern? Aktuelle Umfragen sehen Hillary Clinton vorn, doch abgerechnet wird erst am Schluss, dass wissen auch die beiden Kandidaten.
Diese US-Präsidentschafts-Wahl verspricht also sehr spannend zu werden. So spannend, dass sie natürlich auch bei vielen Zeitungen und Zeitschriften der Schweiz zuoberst auf der Aktualitätenliste steht.
Der Klein Report hat den Chefredaktoren der deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften ein paar Fragen zur US-Wahl zukommen lassen.
Klein Report: Wie haben Sie sich auf die Wahlen vorbereitet? Können Sie kurz skizzieren, wie Sie die Wahlnacht mitverfolgen werden?
Eric Gujer, Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Für die Berichterstattung sind unsere fünf Korrespondenten in den USA verantwortlich, ferner unsere Redaktoren und Kommentatoren in Zürich. Wir berichten ausführlich die ganze Nacht über.»
Peter Röthlisberger, Co-Chefredaktor des «Blick»: «Wir haben mit Peter Hossli einen Mann vor Ort in den USA. Er wird uns mit Reportagen und Hintergrundberichten beliefern. Ausserdem sind bei uns alle Mann an Deck. Mit Online und Print werden wir 24/7 abdecken.»
Patrik Müller, Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag»: «Wir haben in den letzten Monaten intensiv berichtet, vor allem über unseren USA-Korrespondenten Renzo Ruf. Nun interessiert natürlich vor allem auch das Resultat... Als Wochenzeitung haben wir genügend Zeit, je nach Wahlausgang die richtigen Themen für den drauffolgenden Sonntag zu setzen. Ich selber werde die Wahlen via TV und soziale Medien verfolgen.»
Werner De Schepper, Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten»: «Ich war im Sommer mit Partnerin und Sohn vier Wochen in den USA – da spürt man das Land schon ein wenig. Zudem habe ich seither alles verschlungen, was es dazu zu lesen gab. Und wir haben in der aktuellen Ausgabe die Obamas nochmals richtig gewürdigt. Erste Feedbacks zeigen: Die abtretende Präsidentenfamilie verkauft sehr gut. Die Wahlnacht werde ich wie alle vier Jahre ab drei Uhr vor dem TV verfolgen und nachher machen wir am Mittwoch bis Mitternacht eine aktuelle Präsidenten-Nummer!»
Arthur Rutishauser, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» und der «SonntagsZeitung»: «Die Wahlen sind ein grosses Thema. Wir haben viele Beiträge eingeplant. In der Wahlnacht selber werden wir das Geschehen mit einem ausführlichen Ticker verfolgen. Mehrere Personen sind die ganze Nacht auf den Redaktionen.»
Klein Report: Bereitet Ihre Zeitung/Ihre Zeitschrift ein Szenario «A: Sieg Clinton» und ein «Szenario B: Sieg Trump» vor?
Eric Gujer: «Nein.»
Peter Röthlisberger: «Wir berichten, was ist.»
Patrik Müller: «Wir werden am Mittwoch entsprechend disponieren – abhängig vom Wahlausgang.»
Werner De Schepper: «Natürlich bereiten wir uns wie jede gute Redaktion auf beide Szenarien vor.»
Arthur Rutishauser: «Bis zu einem gewissen Grade ja. Wobei wir den zweiten Fall nicht als realistisch betrachten.»
Klein Report: Welches Szenario wäre aus journalistischer Betrachtungsweise interessanter?
Eric Gujer: «Die NZZ möchte ihren Lesern die objektivsten Informationen und pointiertesten Kommentare zur Aussenpolitik liefern und nicht eine Berichterstattung, von der wir annehmen, dass sie die meisten Klicks oder die höchste Auflage produziert.»
Peter Röthlisberger: «Die journalistische Betrachtungsweise steht nicht im Vordergrund. Wir warten den Ausgang der Wahlen ab.»
Patrik Müller: «Mit einem Sieg von Trump rechnet kaum jemand – eine solche Sensation würde den Medien natürlich wochenlang Stoff liefern und wohl über die ganze Amtsperiode.»
Werner De Schepper: «Als Journalist ist jedes Szenario interessant, das das Leben schreibt. Hillary als erste Frau ist aber wichtiger als Trump als alter, unberechenbarer Sprücheklopfer.»
Arthur Rutishauser: «Eigentlich die Wahl von Trump.»
Klein Report: Donald Trump wäre als Präsident wohl ein Titelstory-Garant für die nächsten vier Jahre. Hoffen Sie als Journalist (und nur als Journalist) auf einen Sieg Trumps?
Eric Gujer: «Nein.»
Peter Röthlisberger: «Ich hoffe keinesfalls auf einen Sieg von Donald Trump.»
Patrik Müller: «Ich nehme es als Journalist, wie es kommt – auch Hillary Clinton würde uns Journalisten nicht langweilen.»
Werner De Schepper: «Ich bin zum Glück trotz 32 Jahren als Journalist nicht schizophren geworden – und hoffe als politisch denkendes Subjekt genau das gleiche wie als Journalist. Auf Hillary trotz allem.»
Arthur Rutishauser: «Nein, von mir aus gesehen ist er als Person für dieses Amt nicht tragbar.»
Soweit die spannenden Antworten der verschiedenen Chefredaktoren. Der Klein Report hat auch Markus Somm, Chefredaktor der BAZ, die Fragen geschickt. Seine Antwort: «Ich komme nicht dazu.»