Urs Paul Engeler, der «Weltwoche»-Journalist, der die Geschichte mit Philipp Hildebrands Devisentransaktionen publik machte, zeigte sich gegenüber dem Klein Report überrascht über die Beschwerde, welche die Bank Sarasin beim Presserat einreichte. «Zwar wurde eine Beschwerde angekündigt», sagte Engeler am Montag gegenüber dem Klein Report. «Ich hatte allerdings nicht daran geglaubt.»
Die Vorwürfe, welche die Bank in ihrer Beschwerde formulierte, weist Engeler zurück. Die Bank hatte ihm unter anderem angekreidet, sich auf eine einzige Quelle bezogen und diese nicht überprüft zu haben. «Die Bank gehen meine Quellen gar nichts an», sagte Engeler und beruft sich auf den Quellenschutz.
Auch warf die Bank Sarasin ihm vor, die Kontaktaufnahme mit der Bank verweigert und eine Berichtigung der Tatsachen unterlassen zu haben. Dazu meinte Engeler: «Eigentlich war die Bank gar nicht das Thema, weshalb es sich vor der Publikation des ersten Artikels auch nicht aufgedrängt hat, Kontakt mit dieser aufzunehmen.» Der Journalist glaubt auch nicht, dass ihm die Bank vor der Publikation des ersten Artikels etwa einen zweiten beglaubigten Kontoauszug oder Kontaktdaten des Informanten bestätigt hätte. «Das ist illusorisch», sagte er.
Nach der Publikation hingegen habe er aber in vier E-Mails sechs Fragen an die Bank formuliert, die allesamt mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht beantwortet worden seien. Hingegen sei er in einer der Mails zur Berichtigung aufgerufen worden. «Die Bank teilte mir - auch auf Nachfrage - allerdings nicht mit, was ich hätte berichtigen müssen», sagte Engeler. Eine Gegendarstellung oder ein Leserbrief, die durchaus Chancen auf eine Publikation gehabt hätten, seien ebenfalls nie eingegangen.
Einzig der Abdruck des Berufes des Informanten, der in der «Weltwoche» fälschlicherweise als Kundenberater bezeichnet wurde, hält Urs Paul Engeler für einen Fehler. «Da aber sämtliche anderen Medien darüber berichteten, dass dieses Detail nicht stimmte, bestand da kein dringlicher Handlungsbedarf.»
Dass der Presserat die Beschwerde aber ablehnt, ist für Engeler noch nicht klar. «Es wird vielleicht zu Gemurmel im Presserat führen und vielleicht finden sie auch ein Haar in der Suppe.» Seinen Schlaf beeinträchtige das aber nicht. «Es war eine heisse Recherche und es ist unter Umständen gut, wenn die Rolle aller Medien in diesem aussergewöhnlichen Fall ganz umfassend geprüft würde», sagte Engeler. «Schliesslich berichtete nicht nur die `Weltwoche`, sondern auch Sonntagszeitungen - zum Teil unter Berufung auf nicht genannte Quellen.»
Am 10.1.2012 - Fall Hildebrand: Meinungen an der Dreikönigstagung