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Mittwoch
21.12.2011

«Ein solcher Preis ist für einen Journalisten die Höchststrafe», erklärte «Weltwoche»-Bundeshauskorrespondent Urs Paul Engeler, als der Klein Report ihm am Dienstag zum Gewinn der Auszeichnung «Schweizer Journalist des Jahres» gratulierte. «Ich halte nicht viel von solchen Auszeichnungen, die sich Medienschaffende gegenseitig verleihen», sagte Engeler. Die Vergabe einer solchen Auszeichnung sei jeweils mit «einem grossen Mass an Zufälligkeiten» verbunden.

Der wahre Leistungsausweis eines Journalisten sei es, wenn ein Artikel eine öffentliche Wirkung entfalte und eine Debatte auslöse. «Es muss ja nicht gleich damit enden, dass eine öffentliche Person medial abgeschossen wird», erklärte er im Hinblick auf seine Artikel rund um den vorübergehenden SVP-Bundesratskandidaten Bruno Zuppiger.

Engeler verhehlte nicht, dass er stolz ist auf diesen Coup. Insbesondere darauf, wie er zustande gekommen sei. Wenn derzeit regelrechte «Verschwörungstheorien» zum «Fall Zuppiger» herumgereicht würden, sei dies wohl ein Zeichen von Neid. In Wahrheit handle es sich bloss um die Belohnung für eine journalistische Leistung. «Bereits eine Woche vor der Titelgeschichte habe ich einen ersten Artikel über den Bundesratskandidaten und dessen frühere Tätigkeiten bei Verbänden geschrieben. Daraufhin habe ich den entscheidenden Tipp erhalten, der mir die zweite, grössere Geschichte ermöglicht hat», erklärte er dem Klein Report. Wenn er also einen Ratschlag an seine Berufskolleginnen und Berufskollegen habe, dann denjenigen, dass es sich auszahle, hartnäckig an Themen dranzubleiben. «Man wird als Journalist nicht immer für seine Hartnäckigkeit belohnt, ab und zu aber schon», so Urs Paul Engeler.

Die Schattenseite des Erfolgs sei, dass er derzeit kaum zum Arbeiten komme. «Immer wieder klingelt das Telefon, für einmal muss ich viele Interviewfragen beantworten», so Engeler. Doch er setze alles daran, dass er auch diese Woche der Informationspflicht, welche Medienschaffende gegenüber der Öffentlichkeit wahrnehmen sollten, Genüge tun werde. «Ich setze alles daran, dass ab Mittwochabend auf der Internetseite der `Weltwoche` jene Gutachten zur Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU abrufbar sind, die der Bundesrat nicht veröffentlicht wollte», verriet Urs Paul Engeler dem Klein Report und unterstrich damit nochmals, dass er nicht einfach auf den «Schweizer Journalist des Jahres»-Lorbeeren ausruhen will.

Mehr dazu:  Markus Wiegand über den Preis «Journalist des Jahres»