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Freitag
02.03.2012

Die Einstellung der «Obwalden und Nidwalden Zeitung» könnte über die Innerschweiz hinaus Folgen haben. Für Verleger Urs Gossweiler, dem Lizenzgeber des Mikrozeitungsprojekts, ist jedenfalls klar: «Ein langfristiger Erfolg der ONZ hätte unserem Zeitungsmodell zu einem riesigen Rückenwind verholfen, nach dem jetzigen Aus haben wir aber vorübergehend mit einem gigantischen Gegenwind zu kämpfen», sagte er am Donnerstag dem Klein Report.

Die öffentliche Wahrnehmung werde nun stark durch den Misserfolg in Nid- und Obwalden beeinflusst und könnte beispielsweise potenzielle Investoren in Zürich abschrecken, wo seit einem Jahr ein Mikrozeitungsprojekt vorbereitet werde. «Kommt hinzu, dass es erstmals einem etablierten Verlag gelungen ist, einen Lizenznehmer von uns zu bodigen, und andere Verlage sich auch angespornt fühlen könnten, mit ihrer ganzen Marktmacht gegen die Mikrozeitungen anzutreten», sagte Urs Gossweiler im Gespräch mit dem Klein Report.

«In Nid- und Obwalden haben die Mitbewerber in den vergangenen zwei Jahren in einem Umfang in ihre Produkte investiert, der in keinem Verhältnis zu jenem Marktanteil stand, welche die ONZ anstrebte», so Gossweiler. «Da wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen», ärgert sich der Verleger.

Er ist dennoch nach wie vor überzeugt, dass das Modell Mikrozeitung in der Schweiz erfolgsversprechend ist. «Das Modell wird reüssieren. Falls nicht die Gossweiler Media AG mit ihrem Konzept erfolgreich sein wird, dann sicher andere Unternehmer», zeigte er sich überzeugt. Entgegen der föderalistischen Tradition der Schweiz sei der publizistische Markt extrem konzentriert. «Ich bin überzeugt, dass es die Schweizer Gesellschaft wünscht, dass auch auf lokaler Ebene ein breiter Diskurs möglich ist und eine zweite Stimme für publizistische Vielfalt sorgt», erklärte Gossweiler. Seine nächste Aufgabe sei es, öffentlich in Erinnerung zu rufen, dass die «Jungfrau Zeitung» seit zehn Jahren schwarze Zahlen schreibe und erfolgreich im Markt etabliert sei.

Dass bei der ONZ Obwalden und Nidwalden Zeitung AG 17 Personen ihre Stelle verloren haben, bedauert Urs Gossweiler umso mehr, da ein «exzellentes Team» betroffen sei, das «hervorragende Arbeit» geleistet habe. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben nicht nur in den vergangenen zwei Jahren grosse Loyalität gezeigt, sondern auch seitdem sie am Mittwochmorgen über das Aus des Projekts informiert wurden», erklärte Gossweiler. «Auch heute Donnerstag arbeiten sie pflichtbewusst an der letzten Printausgabe. Eine solche Loyalität habe ich in 20 Jahren, in denen ich im Medienbereich tätig sind, noch nie erlebt», sagte er.

Er betonte, dass die Angestellten während der Kündigungsfrist weiterhin ihren Lohn erhalten: «Die meisten Mitarbeitenden werden Mitte März freigestellt, erhalten aber ihren Lohn wie vereinbart noch drei Monate lang», sagte Urs Gossweiler dem Klein Report. Es liege kein Liquiditätsengpass vor. Eine Anstellung in seinem Medienunternehmen kann er den Entlassenen indes nicht anbieten. «Ich würde zwar alle Angestellten mit Handkuss annehmen, doch sind bei der `Jungfrau Zeitung` leider keine Stellen offen. Und für eine Doppelbesetzung von Stellen reichen unsere finanziellen Mittel nun mal nicht aus», bedauerte er.