Das Newsroom-Gebäude von SRF gleich neben dem heutigen Fernsehstudio in Zürich-Seebach wird im Herbst 2019 in Betrieb genommen. Eine erste Übungsphase findet bereits im kommenden November statt.
Für die Mitarbeitenden des Schweizer Radios und Fernsehens bedeutet das eine neue Organisation mit neuen Abläufen, neuen Teams und neuen Vorgesetzten. Im Leutschenbach machen sich deshalb Ängste breit.
Die Konzeptphase für den Newsroom19 von SRF ist weitgehend abgeschlossen. «Das Detailkonzept ist fertig, die Schwerpunkte für die digitale Newsberichterstattung bei SRF sind formuliert worden, die direkt beteiligten Mitarbeitenden involviert und die neuen Fachredaktionen sind gebildet», sagt Projektleiter Urs Leuthard gegenüber dem Klein Report.
Am 12. November 2018 wird SRF die erste Phase lancieren: Dann werden die wesentlichen Elemente des Newsrooms in den bisherigen Räumlichkeiten von Tagesschau, Schweiz aktuell, 10vor10 und der Onlineredaktion SRF News umgesetzt. «Die neuen Fachredaktionen Inland und Ausland und die neue Videoredaktion nehmen ihre Arbeit auf – ebenso wie weiterhin existierende Redaktionen von Tagesschau, Schweiz aktuell, 10vor10 und SRF News», erklärt Leuthard. «Wir wollen damit die neue Organisationsstruktur und die neuen Abläufe bereits etablieren, bevor wir ins neue Gebäude einziehen.»
Das Megaprojekt sorgt bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurzeit für viel Gesprächsstoff. «Ich frage mich, was dieser Newsroom wirklich bringen soll», so eine SRF-Redaktorin zum Klein Report. Urs Leuthard findet die Frage seltsam: Weltweit würden sich alle Medienhäuser vor die gleichen riesigen Herausforderungen gestellt sehen, und alle würden in der einen oder anderen Form mit einem Newsroom-Konzept reagieren. Warum? «Weil man beim Nachdenken über die digitale Herausforderung, Effizienz und kompetente Inhalte zwangsläufig auf den Newsroom stösst», erklärt der frühere Arena-Moderator.
Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Redaktionen fürchten sich vor den neuen Chefs und den neuen Aufgaben. Andere fürchten, dass sie gewisse Privilegien verlieren könnten. «Ja, unser Projekt weckt, neben vielen Hoffnungen und freudigen Erwartungen, auch Unsicherheiten und Ängste», konstatiert Urs Leuthard die aktuelle Situation in den SRF-Redaktionen. Der Projektleiter des Newsrooms bestätigt auch, «dass sehr vieles anders als bisher sein wird».
«Am meisten Unsicherheiten gibt es meiner Meinung nach, weil die meisten Kolleginnen und Kollegen ihre bisherige ‹Heimat›, also beispielsweise die Tagesschau, 10vor10 oder Schweiz aktuell, verlieren werden und sich eine neue Heimat in den Fachredaktionen oder der Videoredaktion schaffen müssen.»
Die Ängste seien verständlich und man habe versucht, die Mitarbeitenden von Anfang an ins Newsroom-Projekt miteinzubeziehen und auch stetig über den Stand der Dinge zu informieren. In vielen Gesprächen und Treffen habe man festgestellt, dass die Mitarbeitenden, allen Unsicherheiten und Ängsten zum Trotz, die Zeichen der Zeit erkannt hätten und motiviert die Zukunft im Newsroom mitgestalten wollten.
Ab Herbst werden die Verantwortlichen bei SRF zudem ein Monitoring etablieren, um fortlaufend festzustellen, welche Elemente und Abläufe in der neuen Organisation ungenügend funktionieren. Allfällige Mängel wolle man laut Leuthard «zeitnah korrigieren».
Der Projektleiter Newsroom19 ist überzeugt, dass das neue Gebäude spannend und bereichernd sein wird. Urs Leuthard freut sich, in Zukunft neben den bisherigen «Gspänli» auch täglich mit vielen kompetenten und kreativen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, denen man bisher höchstens mal im Gang oder in einem Meeting begegnet sei.