Im weltweiten Netz finden sich manchmal ungewöhnliche Blüten. Da verscherbelt ein amerikanischer Student seine persönlichen Daten für 200 Dollar. Jeder könne ein Stück von ihm haben, schrieb der New Yorker Student Federico Zannier vor einigen Wochen. «Ich habe meine eigene Privatsphäre missbraucht. Nun verkaufe ich alles. Aber wie viel bin ich wert?», schreibt er auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Neugierige erfahren, welche Webseiten er besucht, wo er sich aufgehalten und welche Apps er benutzt hat.
Was für Federico Zannier zynische Kritik an Google und Facebook ist, die an Daten, die sie sammeln, verdienen, hält der Unternehmer Michael Fertik für eine Geschäftsidee. Der CEO des Start-ups reputation.com möchte Internetnutzer dazu bewegen, selbst mit ihren Daten zu handeln, wie er der «Süddeutschen Zeitung» sagte. Ursprünglich war reputation.com darauf ausgelegt, Nutzern bei der Suche nach Informationen, die über sie im Netz gespeichert sind, zu helfen und diese bei Bedarf zu löschen.
Reputation.com plant nun sogenannte Consumer Data Vaults, also Onlinetresore, in die der Nutzer seine personenbezogenen Daten einspielen und festlegen kann, unter welchen Bedingungen und zu welchen finanziellen Konditionen die Daten Dritten zugänglich gemacht werden dürfen.
Die Nutzer sollen also selbst mit ihren Daten handeln und von den interessierten Firmen dafür Preisnachlässe und andere Vergünstigungen erhalten. Ende 2013 will reputation.com mit seinen Datentresoren online gehen. Und auch die ersten Nachahmer stehen in den Startlöchern. Vergangene Woche stellte ein Start-up namens personal.com ein ähnliches Konzept vor.
Das Ausverkaufsprojekt des Studenten Federico Zannier wurde übrigens vollständig finanziert. Insgesamt erhielt er mehr als 2000 Dollar von Unterstützern, die sich dafür in seinem Leben umsehen dürfen. Schade nur, dass er damit eine absolute Ausnahme bleiben dürfte. Denn die Marktlage sieht eher düster aus. Vor Kurzem errechnete die «Financial Times» den Wert von Standardinformationen wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Adresse eines einzelnen Menschen, dessen Daten im Grosshandelsstil verkauft werden. Er betrug gerade mal 0,0005 Dollar.