Die Ministerpräsidenten der Länder haben grünes Licht für den gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF gegeben. Überraschend beschlossen sie, dass der Kanal nicht im Fernsehen und Radio sondern ausschliesslich im Internet starten soll.
«Das ist eine gute Nachricht für unser junges Publikum», kommentierte Lutz Marmor, ARD-Vorsitzender und NDR-Intendant, die Entscheidung der Ministerpräsidenten am Freitagnachmittag.
«Zukunftsweisend ist dabei, dass die Beschränkungen im Internet wegfallen. Dass es kein eigenes Programm im Fernsehen geben wird, erschwert allerdings den Start, aber wir werden alles daran setzen, gemeinsam mit dem ZDF ein gutes Angebot im Netz zu entwickeln», so Marmor mit kritischen Untertönen.
Die ARD und das ZDF hatten für den neuen Jugendsender ursprünglich einen Multimedia-Auftritt gelant, der Zuschauer von 14 bis 29 Jahren im Fernsehen, Radio und Netz ansprechen sollte.
«ARD und ZDF hatten auf die konsequente Verschmelzung von Hörfunk, Online und Fernsehen gesetzt, ein innovativer, multimedialer, durchdachter Ansatz», meinte Peter Boudgoust, Intendant des SWR, enttäuscht. «Nun müssen wir uns auf eine Ausstrahlung im Internet beschränken. Das bringt Probleme mit sich, beispielsweise mit Blick auf Urheberrechte. Obwohl unser Konzept von vielen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt wurde, wird es nun schwerer, das Jugendangebot zum Fliegen zu bringen.»
Thomas Bellut, der Intendant des zweiten Fernsehens, war etwas weniger kritisch und begrüsste die Entscheidung für das Jugendangebot. «Das Internetportal ist eine perfekte Ergänzung zu ZDFneo und ZDFinfo, die bereits mit Erfolg ein jüngeres Publikum erreichen. Dafür brauchen wir dann aber auch mehr Bewegungsspielraum im Netz als bisher.»
Für das neue Angebot stellen ARD und ZDF insgesamt maximal 45 Millionen Euro bereit. Im Gegenzug werden die Digitalkanäle ZDFkultur und EinsPlus eingestellt. Wie viel Personal beim ZDF für ein reines Onlineangebot notwendig sei, müsse noch geprüft werden, heisst es in einer Mitteilung des ZDF. Für ein Angebot mit klassischem TV-Kanal wären rund 30 Stellen notwendig gewesen.