In den TV-Markt ist Bewegung gekommen: Neue Sender schiessen aus dem Boden und die TV-Vermarkter beklagen die schrumpfenden Werbeerlöse. Ein Gespräch mit Roger Elsener, Geschäftsführer TV, Radio & Filmvertrieb und Mitglied der Unternehmensleitung von CH Media, über Verlierer und Gewinner der Umschichtungen.
Wie erleben Sie die aktuellen Entwicklungen des TV-Markts bei CH Media?
Roger Elsener: «Die Werbeeinnahmen der regionalen TV-Sender sind leicht rückläufig. Die nationalen Sender TV24, TV25 und S1, inklusive TRC, wachsen gegenüber Vorjahr. Dies ist primär auf das erfreuliche Marktanteilswachstum der Sender zurückzuführen.»
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Entwicklung bei einigen Sendern und Vermarktern nach unten zeigt?
Roger Elsener: «Der TV-Werbemarkt ist primär durch das Werbevorspulen im Replay-TV unter Druck. Durch Replay-TV geht sehr viel Werbeinventar verloren. Die Gesamtnutzung von TV - live plus Replay - ist de facto stabil.»
Laut Stiftung Werbestatistik Schweiz sind die Netto-Werbeumsätze 2018 nur um 1 Prozent zurückgegangen. Woran liegt es, dass einzelne Sender und Vermarkter trotzdem empfindliche Einbussen hinnehmen müssen?
Elsener: «Die verschiedenen Sendergruppen entwickeln sich unterschiedlich. Die Öffentlich-Rechtlichen verlieren seit einiger Zeit Werbeumsatz, die ausländischen privaten Sender mit Werbefenstern sind leicht rückläufig, die privaten Schweizer Sender sind gewachsen. Insgesamt führt dies zu einem leicht rückläufigen Markt. Dies wird sich 2019 weiter akzentuieren.»
Wo es Verlier gibt, gibt es auch Profiteure: Wer gewinnt in der Branche derzeit? Google und Facebook alleine können es nicht sein, da der TV-Markt insgesamt quasi konstant geblieben ist…
Elsener: «Die Werbegelder folgen den Marktanteilen. Da sich die Marktanteile der privaten Schweizer TV-Sender in den letzten Jahren in der werberelevanten Zielgruppe nahezu verdoppelt haben, sind diese Sender - unter anderem unsere - die Gewinner.»
Ausländische TV-Sender kommen bereits auf 43,3 Prozent der Schweizer TV-Werbeumsätze und haben somit die SRG überholt. Wie erklären Sie den Erfolg ausländischer Programmanbieter in der Schweiz?
Elsener: «Die prozentuale Verschiebung rührt primär daher, dass die öffentlich-rechtlichen Sender Werbeumsätze verloren haben. Dies hat bestimmt vielschichtige Gründe, die wir als Aussenstehende hier nicht beurteilen wollen.»
Gibt es Ihrer Meinung nach ein Überangebot im Schweizer TV-Markt?
Elsener: «Nein, das denken wir nicht.»
Was müssen Sie mit Ihren Sendern konkret ändern, damit Sie im Markt erfolgreich bleiben oder erfolgreich werden?
Roger Elsener: «Wir müssen weiterhin in qualitativ hochwertige Inhalte investieren. Dies hat uns zum Erfolg geführt und so werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein und weiterwachsen. Zudem bauen wir neben unseren TV-Sendern unsere digitalen Angebote kontinuierlich aus.»
Das neue Fernsehjahr steht schon fast vor der Türe: Mit welchen Programmhighlights können Sie 2020 auftrumpfen?
Elsener: «Wir werden 2020 praktisch jede Woche eine Free-TV-Premiere zeigen, gehen mit ‘Die Höhle der Löwen Schweiz’ in die zweite Staffel und starten die erste Schweizer Version von ‘Sing meinen Song - das Schweizer Tauschkonzert’. Die regionalen TV-Sender werden mit News- und Informations-Leistungen glänzen und dabei vermehrt auf Event-Programmierung setzen, primär in Politik und Sport.»