Bernard Rappaz, Chefredaktor TV-Nachrichten, wird sich während den Untersuchungen zu den Vorwürfen der sexuellen Belästigung beim RTS zurückziehen. Stattdessen übernehmen ab sofort die stellvertretenden Chefredaktoren die Leitung der TV-Nachrichtenredaktion.
«Ich bin mir bewusst, dass die in der Presse aufgedeckten Fälle und die daraus resultierenden Ermittlungen die Teams destabilisieren können. Ich habe diese Entscheidung getroffen, damit meine Kollegen ihre tägliche Arbeit in vollständiger Unabhängigkeit fortsetzen können», lässt sich Rappaz in der Mitteilung vom Mittwoch zitieren.
Hintergrund dazu sind die vom SRG-Verwaltungsrat eingeleiteten Untersuchungen, die Aufschluss über die «Verantwortungsketten» geben sollen. Die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» hatte am 31. Oktober enthüllt, dass es bei Radio Télévision Suisse (RTS) während mehreren Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sein soll.
Die Vorwürfe richten sich an drei Mitarbeiter, darunter auch der ehemalige Moderator Darius Rochebin, der zumindest bis vor Kurzem noch einen Ruf als Fernsehstar genoss. Gemäss den Enthüllungen von «Le Temps» haben die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS weggeschaut.
«Ich erwarte, dass die Untersuchung klar die Verantwortlichkeiten auf allen hierarchischen Stufen des Unternehmens klärt», wird Bernard Rappaz weiter in der RTS-Mitteilung zitiert. Um alle Mitarbeiter zu schützen und die Untersuchung unter den bestmöglichen Bedingungen stattfinden zu lassen, werde man zu dieser Entscheidung keine weiteren Kommentare abgeben, so der Sender.