Am nächsten Dienstag wählt die USA den Kongress neu. Kurz vor dem Urnengang hat sich die pressefeindliche Stimmung im Land nochmals verschärft. Die Briefbomben-Anschläge sind nur die schlimmsten Fälle.
40 Journalisten wurden in den USA im laufenden Jahr körperlich angegriffen, wie aus einer Statistik hervorgeht, die der U.S. Press Freedom Tracker zusammengestellt hat. Die Website wird von mehr als 20 Journalistenorganisationen betrieben. Beschimpfungen, Bedrohungen und Sachbeschädigungen sind in der Statistik nicht berücksichtigt.
Am 24. Oktober hatte der fanatische Trump-Fan Cesar Sayoc ans New Yorker Büro des Nachrichtensenders CNN sowie an zwölf Kritiker des US-Präsidenten Rohrbomben geschickt. Nachdem CNN-Chef Jeff Zucker Donald Trump und seiner Pressesprecherin Sarah Sanders vorgeworfen hatte, mit ihren Angriffen auf die Medien Schaden anzurichten, drehte Sanders den Vorwurf einfach um: Zucker sei es, der angreife und das Land spalte.
CNN hat Donald Trumps verbale Medien-Schelte in einer Art Collage zusammengeschnitten: Seit seinem Amtsantritt hat der US-Präsident die Medien bei verschiedenen Gelegenheiten wahlweise als «Fake News», «sehr unehrlich», «betrügerisch» und «absoluten Abschaum» bezeichnet. Journalisten beschimpfte er als «Volksfeinde».
Diese feindselige Rhetorik sickert langsam auch ins Lokale durch. Gegenüber dem deutschen «Tagesspiegel» sagte vor Kurzem der Chefredaktor der «Storm Lake Times», Art Cullen, seine Zeitung werde von den mehrheitlich republikanischen Abgeordneten in Iowa angegriffen, die ihn als «Lieferanten von Fake News» bezeichneten. Die gewählten Volksvertreter redeten kein Wort mehr mit ihm, sagte der Journalist, der im vergangenen Jahr einen Pulitzer-Preis gewonnen hat.
Kurz vor den US-Kongresswahlen riefen verschieden Journalistenorganisationen, darunter auch Reporter ohne Grenzen (ROG), die Politiker des Landes dazu auf, Angriffe auf Journalisten zu brandmarken.