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Sonntag
26.09.2010

«Dies ist ein weiterer Meilenstein für unsere Entertainment-Strategie», freute sich Ringier-Schweiz-CEO Marc Walder dieser Tage vor seiner Geschäftsleitung. Gemeint hatte er das definitive Zustandekommen des Ticketcorner-Handels, wie die «Sonntagszeitung» (SoZ) in der jüngsten Ausgabe berichtet. Auf Anfrage von SoZ-Autor Hanspeter Bürgin bestätigte die Medienstelle des Verlags, dass die Verträge zur Übernahme des Schweizer Marktführers im Ticketgeschäft am Montag vor einer Woche unterzeichnet wurden.

Ticketcorner wird nun als 50-Prozent-Joint-Venture zwischen Ringier und dem europäischen Marktführer CTS Eventim geführt, wobei klar ist, dass die Deutschen das Know-how einbringen, wie die Zeitung schreibt. Das Sagen dürfte deshalb CTS haben. Dazu will sich Ringier nicht äussern.

«Ticketcorner wird zur reinen Verkaufsorganisation», sagt hingegen ein früherer Angestellter. Er schätzt, dass 100 der 150 Stellen wegfallen, da die Softwareentwicklung eingestellt und die Standorte Deutschland und Österreich geschlossen werden. Hier ist CTS mit Abstand die Nummer eins, weshalb Ticketcorner nie richtig Fuss fassen konnte.

Das Ringen um die Vorherrschaft im Schweizer Ticketverkaufsmarkt begann mit einer gezielten Indiskretion in der «NZZ am Sonntag» Ende Oktober vergangenen Jahres. «Medienhaus Ringier vertreibt bald Tickets», lautete die Schlagzeile. Um dieses Ziel zu erreichen, habe sich das Schweizer Verlagshaus mit dem börsenkotierten deutschen CTS Eventim zusammengetan.

Wie weit die Wertschöpfungskette im Ticketbusiness wirklich gehen kann, wird demnächst die Wettbewerbskommission zu entscheiden haben. Als Ticketcorner noch selbstständig war, schloss die Firma mit dem Hallenstadion einen Exklusivvertrag über den Bezug von 50 Prozent der Tickets ab. Das wurmte die Konkurrenz, namentlich CTS, die sogar vor Gericht ging. Jetzt wäre es Ringier angenehmer, es hätte die damalige Klage gar nicht gegeben, wie die «Sonntagszeitung» abschliessend festhält.