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Sonntag
08.11.2020

TV / Radio

Wie lange wird die Empörung gegen die Boulevard-Medien anhalten?....

Wie lange wird die Empörung gegen die Boulevard-Medien anhalten?....

Nach der Berichterstattung in den Boulevard-Medien zum Terroranschlag in Wien hagelt es weiter Proteste.

Vor allem der TV-Sender Oe24 von Wolfgang Fellner sorgte mit der Verbreitung von Videos und Bildern mit echten Schussszenen auf Menschen für grosse Aufreger. Besonders stark kritisiert wurde ein Video, auf dem man sah, wie aus kurzer Distanz mehrfach auf ein Terroropfer geschossen wurde.

Pikantes Detail: Diese Szenen sind nicht wie ursprünglich kolportiert von Handy-Reportern zum Privatsender gelangt. Die Bilder stammen aus einer Überwachungskamera der jüdischen Synagoge, die sich gleich beim Tatort befindet. Von dort haben die beanstandeten Szenen via dem israelischen Fernsehen zu «Oe24» gefunden, wie Chefredaktor Niki Fellner in einer Klarstellung sowie Entschuldigung seither geschrieben hat.

1'450 Beschwerden gegen Oe24, aber auch gegen krone.at, sind bis Mittwoch beim Presserat eingegangen. Empörte Werbekunden kündigten am Dienstag den Stopp ihrer Anzeigen an. Ebenso die Stadt Wien lässt einen Inserate-Stopp prüfen.

Inzwischen haben sich auch die Medienpolitiker zu Wort gemeldet. Mediensprecher von SPÖ, Grünen und Neos verlangen nach den Vorfällen eine Reform der Medienförderung nach Qualitätskriterien. Die Grünen-Mediensprecherin Eva Blimlinger sieht in mehreren Punkten Handlungsbedarf. Im Bereich der Medienförderung gebe es mehrere Gesetzesmaterien, in denen «bis dato leider keine Qualitätskriterien formuliert sind».

Die Grünen würden sich sehr bemühen, diese hinein zu verhandeln. Auch für die Inserateschaltungen der Bundesregierung hätten die Grünen gerne Qualitätskriterien definiert, das sei aber «nicht leicht durchzukriegen».

SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda meint zur aktuellen Form der Presseförderung: «Fehlverhalten muss finanzielle Konsequenzen haben.» Er sei für eine grundlegende Neuordnung des Systems, in der journalistische Arbeitsplätze und Qualität im Fokus stehen sollten.

Die Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter kritisiert: «Nur um Klicks zu generieren werden hier jegliche journalistischen und ethischen Standards missachtet.» Auch sie will hier Konsequenzen für die Fördergelder sehen.

Der Klein Report fragt sich allerdings, was von diesen Forderungen im Plenum tatsächlich umgesetzt werden kann, wenn die Blumen am Tatort wieder weggeräumt sind.