Unter dem Titel «Vertrauliche Orginaldokumentation Telebasel» hat das Online-Portal barfi.ch Expansionspläne des Basler TV-Senders am Samstag publik gemacht.
Darin werden detailliert die Varianten des neuen Sendekonzeptes dargelegt, die nebst dem Programm-Relaunch auch einen starken Ausbau des Online-Angebotes zeigen. Ab 18.30 Uhr sollen alle 30 Minuten kurze News sowie regionale Geschichten ausgetrahlt werden. «Weiter werden jederzeit auf dem Online-Portal aktuelle News angeboten - primär regionale, jedoch auch wichtige nationale und internationale Ereignisse», heisst es in dem Telebasel-Papier.
Unter Telebasel online soll ein «News-Portal für die Region und die Welt» betrieben werden. «Alles, was man wissen muss aus News, Politik, Wirtschaft, Sport, FCB, Glam, Kunst, Gesundheit, Wirtschaft, Umwelt, Fit, Börse, Food, Gastroguide, Gartensalat, Lifestyle, Kino, Musik, Theater, Boliden, Mann, Beauty, Events, Gadgets, Gaming. 24 Stunden, 7 Tage die Woche aktuell und umfassend. Text, Video, Bild in digitalen Channels.»
Am Beispiel «Kitchenstars» wird in dem vertraulichen Programmpapier die Kombination von TV und Digital aufgezeigt. Auf dem Bildschirm sieht der Zuschauer «die besten (Sterne)-Köche der Welt aus der Region», die ein Gericht zum Nachkochen kochen. Dazu werden Gastrotipps gegeben. Das gleiche Thema soll dann Digital mit dem «ersten und einzigen Video-Gastro-Guide» ergänzt werden. «Rezepte der Spitzenköche, Genuss-Events, Gastro-News und viel mehr Genuss pur» soll ab nächstem Jahr dem Publikum des Regionalsenders, der sich mehrheitlich über Gebühren finanziert, serviert werden.
Dieser doch eher massive Ausbau stösst Barfi.ch-Herausgeber Christian Heeb sauer auf. Die Redaktion veröffentlichte das vertrauliche Papier mit der Einleitung: «Telebasel hat genug. Der lokale Sender mag nicht mehr lokal sein. Und ein eigentlicher Fernsehsender schon gar nicht.»
Still und leise bereiteten sowohl Stiftungsrat als auch die Geschäftsleitung ein neues Sendekonzept vor, das voll aufs Internet setze. Vor der gebührenzahlenden Bevölkerung werde das aber bis kurz vor der Umsetzung geheim gehalten, vermutet man bei barfi.ch. Da es sich aber um eine Konzession handle, bestehe hier ein öffentliches Interesse.
«Unterdessen verfügt der Sender über ein Budget von 8,6 Millionen Schweizer Franken. Die Hälfte davon, 4,3 Millionen, stammt aus Billag-Gebühren, die jeder Haushalt bezahlen muss», schreibt barfi.ch. Nach der Fasnacht 2016 bleibe «kein Stein auf dem anderen», habe Geschäftsführer Dominik Prétôt vor der Redaktion erklärt.
Barfi.ch zitiert Medienrechtler Urs Saxer: «Telebasel hat eine Konzession für die Veranstaltung eines Regionalfernsehprogramms. Hierfür erhält Telebasel auch einen Anteil aus den Empfangsgebühren. Der Internetauftritt hat sich nach der Konzession auf programmbezogene Beiträge zu beschränken, die zeitlich und thematisch einen direkten Bezug zu Sendungen aufweisen. Dies schliesst einen völlig eigenständigen Webauftritt aus. Online ist vielmehr bloss ein Annex zum Fernsehprogramm. Ein Vollauftritt darf daher auch nicht mit Gebührengeldern finanziert werden.»
Kurz nach der Veröffentlichung des Textes auf barfi.ch folgte von der Stiftung Telebasel, gezeichnet von Präsident Roger Thiriet, eine «Gegendarstellung zum Artikel `Geheimpapier: So führt Sie Telebasel an der Nase herum`».
«Barfi.ch behaupte, dass die Hälfte des Budgets von Telebasel bzw. 4,3 Millionen Franken aus Billag-Gebühren besteht, die jeder Haushalt bezahlen muss. Richtig ist, dass Telebasel im laufenden Jahr 2015 2,5 Millionen Franken aus dem Billag-Gebührentopf erhalten hat, was weniger als einen Drittel seiner Einnahmen aus Werbung, Sponsoring und Mieteinnahmen ausmacht.»
Und zum Webauftritt, der mit den Gebühren finanziert werden soll, entgegnet die Stiftung Telebasel, «dass Telebasel die erhaltenen Gebührengelder zu 100 Prozent auch nach dem Programm-Relaunch weiterhin in sein lineares TV-Programm fliessen lassen und die `Annex-Angebote ausschliesslich aus Werbe- und Sponsoring-Einnahmen finanzieren wird.» Man habe dies mit dem Bundesamt für Kommunikation im Oktober vorbesprochen, so die Stiftung.
Über das neue TV-Programm und die digitalen Angebote will Telebasel nach eigenen Angaben am 6. Januar informieren. Die Ausbaupläne dürften aber noch vor dem «Moorgestraich! Vorwärts, marsch!» am 15. Februar für ordentlich Stimmung in Basel sorgen.