Im nächsten Schweizer «Tatort» vom Sonntagabend reist eine deutsche Staatsangehörige mit ihrer Tochter in die Schweiz, um hier zu sterben. In einem Wohnblock am Rande der Stadt wird sie von einem Team empfangen und würdevoll in den Tod begleitet. Am nächsten Tag wird eine der Sterbehelferinnen tot aufgefunden, brutal erschlagen.
In «Freitod» geraten die beiden Ermittler Ritschard und Flückiger in ihren Ermittlungen unweigerlich zwischen die Fronten von Befürwortern und Gegnern der Sterbehilfe. Sabine Boss` zweiter «Tatort» handelt vom freiwilligen und vom unfreiwilligen Sterben.
Sterbehilfe ist ein Thema, das nicht nur polarisiert, sondern auch garantiert für Quote sorgen wird, gerade in der Schweiz, wo sie zwar erlaubt ist, aber auch heftig diskutiert wird. Und in Deutschland, weil Sterbehilfe nach wie vor per Gesetz verboten ist.
Der Klein Report hat mit Gebhard Henke, dem «Tatort»-Koordinator, über die neue, hoch brisante Folge aus der Schweiz gesprochen, aber auch darüber, ob solche Themen wie der «Freitod» mit dem Koordinator vorab besprochen werden müssen. Und ob ein Wechsel der Schweizer Ermittler Sinn machen würde.
Finden Sie es als «Tatort»-Koordinator gut, dass ausgerechnet ein politisch so hoch brisantes Thema wie die Sterbehilfe gewählt wurde?
Gebhard Henke: «Als `Tatort`-Koordinator habe ich mit allgemeinen Belangen der Reihe und der Marke `Tatort` zu tun. In die inhaltliche Gestaltung der einzelnen `Tatorte` mische ich mich nicht ein, da der ARD-Verbund föderal organisiert ist. Das gilt auch für die Schweizer und die Österreichischen Kollegen und Kolleginnen. Grundsätzlich begrüsse ich es und es gehört zum Profil des `Tatorts` seit 46 Jahren, dass aktuelle und auch politisch brisante Themen im Krimi aufgegriffen werden.»
Ich nehme mal an, Sie haben den fertigen Film gesehen. Was gefällt Ihnen, was missfällt Ihnen?
Henke: «Da ich kein Kritiker bin, kommentiere ich auch nicht das Ergebnis der Filme gegenüber der Öffentlichkeit. Die Diskussionen über die `Tatorte` führen wir auf unseren regelmässigen Koordinationssitzungen, aber nur intern. Kürzlich tagten wir übrigens bei den geschätzten Kollegen im SRF.»
Die Schweizer «Tatort»-Beiträge sorgen immer wieder für Kritik. Im Inland. Aber auch im Ausland. Wie gut finden Sie die Arbeit der Schweizer Kollegen?
Henke: «Ich finde, dass die `Tatort`-Folgen der Schweizer Kollegen eine Bereicherung der Reihe darstellen. Schön ist es auch, wenn die Dialoge eine mundartliche Einfärbung haben und somit eine besondere Tonalität in die `Tatort`-Runde tragen.»
In Deutschland ist es in den letzten Jahren bei verschiedenen «Tatort»-Teams zu Wechsel gekommen. Sollte es auch in der Schweiz mal einen Wechsel geben?
Henke: «Neben den neuen Teams in der `Tatort`-Familie gibt es auch viele Teams, die seit vielen Jahren bestehen. Beides, die Beständigkeit und die Lust auf Neues, machen Sinn. Das gilt auch für die Schweiz.»