Der Aufschrei war beachtlich, als Tamedia die Zusammenlegung von «Bund» und «Berner Zeitung» (BZ) Anfang April beschloss. Nun geht’s auf die Strasse: Am Berner Dammweg wird am nächsten Dienstag das «Berner Modell» per Kettensäge zerlegt.
«Wir wollen das Ende des Berner Modells mit einer symbolträchtigen Aktion markieren», sagte Sheila Matti, Redaktorin Region Bern bei der BZ und Mitglied der Personalkommission, auf Anfrage des Klein Reports.
Organisiert wird die Protestaktion von der Aktionsgruppe «Keine halben Sachen!». Diese hat sich im April formiert, nachdem Tamedia den Fusionsentscheid verkündete und die Streichung von 20 Vollzeitstellen ankündigte.
«Wir haben das Berner Modell nachgebaut – also ein Modell des Modells erstellt – und werden dieses am Dienstag vor dem Redaktionsgebäude mit einer Motorsäge halbieren», verrät Sheila Matti. «Getreu unserem Motto: keine halben Sachen!»
Tamedia hatte sich einst beim Kauf der Espace Media Groupe zum Fortbestehen einer lokalen Konkurrenz zweier Zeitungen «unter einem Dach» bekannt. Die Aktionsgruppe beruft sich auf Verleger Pietro Supino höchstpersönlich. Bei der Präsentation der Unternehmenszahlen 2011 soll er gesagt haben: «Das Berner Modell ist wirtschaftlich ein positives Beispiel.»
Mit der Fusion von «Der Bund» und «Berner Zeitung» wird das Berner Modell nun mutwillig zerlegt. Und genau das wird am nächsten Dienstag um 11:30 Uhr vor der Redaktion am Dammweg 9 mit Holzhäuschen und jaulender Kettensäge vorgeführt.
Auf dem Programm stehen natürlich auch ein paar Ansprachen. Auch die Gewerkschaften sind vor Ort. Nach vollzogenem Halbierungsakt offeriert die Aktionsgruppe ausserdem ein «halbes Mittagessen».
Sich wieder mal zu sehen, sei besonders wichtig, so Sheila Matti weiter. «Es geht nicht nur darum, zu zeigen, dass wir mit den Plänen von Tamedia nicht einverstanden sind. Es geht auch darum, als Belegschaft zusammenzustehen und sich in dieser schweren Zeit gegenseitig zu unterstützen.»
Wie viele der «Bund»- und BZ-Mitarbeitenden sie am nächsten Dienstag erwartet, kann Matti nicht sagen. Wegen des Homeoffice sei man nur sporadisch miteinander im Kontakt.
«Was wir wissen: Die Aktionsgruppe und ihr Vorhaben stösst bei den restlichen Angestellten auf viel Sympathie. Die Dankbarkeit ist gross», sagt die engagierte BZ-Redaktorin schliesslich zum Klein Report.
Mit der Protestaktion am kommenden Dienstag will die Aktionsgruppe den Beginn einer «hoffentlich längeren Aktionsreihe» markieren. Auch an den Aussenstellen Burgdorf und Langenthal will die Gruppe ein Zeichen setzen.