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Montag
25.03.2013

Der Bereich Print von Tamedia ist zum ersten Mal nicht mehr für die Mehrheit der Werbeeinnahmen beim Zürcher Medienhaus verantwortlich. Die Publikumszeitschriften, Fach-, Spezial-, Tages- und Wochenpresse weisen in diesem Jahr nur noch einen Anteil von 49 Prozent aus. Im Jahr 2000 betrug der Anteil noch 65 Prozent. «Print ist aber immer noch unser Kerngeschäft», sagte Christoph Tonini, Vorsitzender der Tamedia-Unternehmensleitung, am Donnerstag im Verlagsgebäude an der Zürcher Werdstrasse, wo der Jahresabschluss 2012 präsentiert wurde.

Bei den Printtiteln konnten vor allem die regionalen Zeitungen ihr Niveau nicht halten. Der Umsatz sank um neun Prozent, wenn man die Bereiche, die im Jahr 2012 nicht weitergeführt wurden, ausklammert. Während die Vertriebserlöse stagnierten, sank der Umsatz bei den Rubrikenanzeigen um sechs Prozent, bei den kommerziellen Anzeigen um 16 Prozent und bei den Stelleninseraten sogar um 22 Prozent.

«Es war ein anspruchsvolles Geschäftsjahr», so Tamedia-Verleger Pietro Supino. Die unternehmerischen Antworten seien nicht neu, neu sei am ehesten noch, dass mehr Kooperationen angestrebt würden. Gerade bei den Zürcher Regionalzeitungen hatte Tamedia aber in Zürich einen anderen Weg eingeschlagen und im Juni 2012 die Kooperation der «Zürisee Zeitung» mit dem «Tages-Anzeiger» beendet. Hingegen wurde das «Langenthaler Tagblatt» in die Gesamtausgabe der «Berner Zeitung» integriert.

Ähnlich wie bei den regionalen Titeln sieht es beim Umsatz auch bei den nationalen Zeitungen aus, die mit einem Minus von sechs Prozent allerdings etwas besser abschnitten. Bei diesen Titeln stagnierten die Vertriebserlöse ebenfalls, während bei den kommerziellen Anzeigen (-8%), den Rubrikenanzeigen (-17%) und bei den Stelleninseraten (-22%) ein Rückgang hingenommen werden musste. Bei den Rubriken sank der Umsatz zwar deutlich, da der Anteil dieses Bereichs am Gesamtumsatz allerdings gering ist, hat sich dies nicht so stark ausgewirkt wie bei den regionalen Titeln.

Im Vorwärtsgang ist Tamedia in diesem Bereich mit den Gratiszeitungen. Im Inland konnte Tamedia bei den verschiedenen Ausgaben von «20 Minuten» ein leichtes Plus bei den Leserzahlen verzeichnen, im Tessin kam das 2011 lancierte «20 minuti» auf 70 000 Leser und bereits in die Gewinnzone. «Ziel sind 90 000 Leser im Tessin», sagte Tonini. Im Ausland hingegen sind die Ziele weniger bescheiden.

In Luxemburg hat Tamedia mit «L`essentiel» gute Aussichten, denn der Konkurrent habe es endlich eingesehen und den Betrieb eingestellt, meinte Tonini. Höher hinaus will Tamedia aber in Dänemark, wo der Medienkonzern mit dem «metroXpress» präsent ist. Die Gratiszeitung, deren Leserschaft sich im Moment auf 350 000 Personen beläuft, soll mittelfristig auf 900 000 gesteigert werden. «Dann können wir punkto Werbemarkt ein interessantes Umfeld bieten», so Tonini. «Es ist ein wichtiges Projekt, mit dem wir zeigen können, dass das Konzept von `20 Minuten` auch im Ausland funktioniert.» Sollte das klappen, kämen auch weitere Länder in Betracht.

Bei den anderen Printtiteln fiel die Entwicklung allerdings nicht so erfreulich aus, besonders nicht bei den Wirtschaftszeitungen «Finanz und Wirtschaft» und «Bilan». «`Finanz und Wirtschaft` hat ganz deutlich gelitten», sagte Tonini. Die Zeitung einzustellen, sei aber keine Option. Auch «Le Matin» steht nicht gut da, weshalb Tamedia nach Kooperationen sucht. «Die Zeitung ist in einer schwierigen Situation», so Supino. «Da stellt sich die Frage nach einer möglichen Kooperation mit dem `Blick` etwa bei Glücksspielen.»

Verleger Pietro Supino definiert die Prioritäten für Tamedia so: An erster Stelle stehen die Auflagen und Leserzahlen. «Wir dürfen die Verluste nicht einfach hinnehmen», meinte er. Als zweiter Punkt sollen Bezahlmodelle etabliert und als dritter Punkt der Gewinnanteil des digitalen Geschäfts erhöht werden. An vierter Stelle erst folgen dann die Pendlerzeitungen im Ausland und die Prüfung des Einstiegs in weitere Märkte.

21.3.2013 Bilanz-Pressekonferenz: Tamedia führt auch bei Regionalzeitungen Bezahlschranke ein und Tamedia-Betriebsergebnis um 20 Prozent gesunken