Das Klima zwischen den Westschweizer Redaktionen und der Geschäftsleitung von Tamedia ist auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Die in diesem Jahr angelaufene Restrukturierung des Medienhauses und die damit einhergehende latente Unsicherheit machen den Journalisten je länger desto mehr zu schaffen.
Durch den Gang an die Waadtländer Einigungsstelle erhoffen sich die Mitarbeitenden aus der Westschweiz die Aufnahme von Verhandlungen über den Erhalt der Arbeitsplätze und der Zeitungstitel in der Romandie. Mit gewerkschaftlicher Unterstützung wurde am Mittwoch ein offizieller Schlichtungsantrag eingereicht, informierte Syndicom.
60 Journalistinnen und Journalisten arbeiten unterdessen in Lausanne für die «Redaktion T» anstatt für den Titel, bei dem sie ursprünglich eingestellt worden sind. Sie schreiben die überregionalen Inhalte für «Le Matin Dimanche», «24Heures» und «La Tribune de Genève».
Die Redaktionen von «Matin Semaine» und «20Minutes» wurden zudem im Zuge der Umstrukturierung zusammengelegt. Die Zukunft dieser Titel sei ungewiss, schrieb Syndicom. «Diese allgemein unsichere Situation verursacht bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein schädliches Arbeitsklima», stellte die Gewerkschaft fest.
Seit August hätten die Westschweizer Redaktionen deshalb bei der Tamedia-Geschäftsleitung verschiedene Informations-, Konsultations- und Verhandlungsanfragen gestellt, heisst es weiter. Die Gemeinsamkeit dieser Kontaktversuche: Sie alle seien in Zürich bislang ungehört geblieben.
Die Forderung, für zwei Jahre auf Entlassungen zu verzichten, wurde deshalb per Schlichtungsantrag gestellt. Genauso verlangten die Journalisten und Gewerkschaften eine Zusicherung, dass «Matin Semaine» und «20Minutes» in Papierform erhalten bleiben. Darüber hinaus sei ihnen ein besonderes Anliegen, dass Tamedia finanzielle Investitionen in die Redaktionen tätigt.
Auch hier soll eine Schlichtung die Parteien näher zusammenbringen, bevor sich die Fronten endgültig verhärten: «Mittlerweile ist der Dialog zwischen Redaktion und Geschäftsleitung an einem kritischen Punkt angelangt», befand Syndicom. So habe Tamedia an einer «unilateral organisierten Sitzung» die Personalvertreter gleich selber bestimmen wollen.
Gegenüber dem Klein Report konnte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer zuletzt Kündigungen nicht ausschliessen. Man werde die Entwicklung der Abonnemente und der Werbeeinnahmen weiter beobachten. Wobei klar sein dürfte, in welche Richtung sich die Werbe-Spirale dreht, wie der Klein Report anmerkt.