Die von Tamedia angekündigte Umstrukturierung in vier «weitgehend eigenständige Unternehmen» wird mit einer Namensänderung unterstrichen: TX Group AG heisst das neue Unternehmen, das von Pietro Supino ab dem 1. Januar 2020 geleitet wird.
Die dezentrale Organisation hat die Einheiten: TX Markets, Werbevermarktung (Goldbach), «20 Minuten» Pendlermedien und Tamedia - alle mit eigener Geschäftsleitung und einem eigenen Verwaltungsrat.
Die ziemlich wirr geschriebene Medienmitteilung lässt auf den ersten Blick nicht erkennen, wo sich das Flaggschiff «Tages-Anzeiger» versteckt hat. Erst im separaten Organigramm ist ersichtlich, was von Marco Boselli (Ex-Chefredaktor von «20 Minuten») und Andreas Schaffner unter der Einheit Tamedia geleitet wird: «Tages-Anzeiger», «SonntagsZeitung», «Le Matin Dimanche», «Der Bund», «24 heures», «Basler Zeitung», «Zürichsee-Zeitung», «Thuner Tagblatt», «Berner Oberländer», «Das Magazin», «Tribune de Genève», «Finanz und Wirtschaft», «Bilan», «Zürcher Unterländer», «Talwiler Anzeiger», «Der Landbote» «BZ Langenthaler Tagblatt», «Linth Zeitung», «TVtäglich», «Schweizer Familie», «Züritipp», «GuideTV», und die Druckzentren Zürich und Lausanne.
Zur weiteren Erklärung der Änderungen heisst es: TX Group soll ein «digitaler Hub für die Schweiz» sein. «Ein Netzwerk von Medien und Plattformen, die Information, Orientierung, Unterhaltung sowie Services anbieten und täglich über 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung erreichen», schreibt das neue Gebilde von der Zürcher Werdstrasse am Dienstagmorgen. TX gehe auf den jährlichen «Technology Exchange» zurück, der 2015 das erste Mal stattfand.
An der nächsten ordentlichen Generalversammlung vom 3. April 2020 werden Pascale Bruderer und Christoph Tonini für den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Martin Kall wird per 1. Januar 2020 Vizepräsident des Verwaltungsrats und Lead Director im Sinne des Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, schreibt Tamedia zu den personellen Veränderungen.
Dafür habe Marina de Planta angekündigt, «ihr Mandat nicht fortzuführen» und am 3. April 2020 aus dem Verwaltungsrat zurückzutreten.
Verwaltungsratspräsident Pietro Supino: «Mit der neuen dezentralen Organisation wollen wir gute Voraussetzungen für eine weiterhin dynamische Entwicklung unserer vielfältigen Aktivitäten schaffen. Marktnähe und die Pflege unserer unterschiedlichen Métiers mit ihren eigenen Kulturen sind der Ausgangspunkt dafür.»
Und zu diesem Statement des ehemaligen Rechtsanwaltes Supino weit unten folgt das: «Die Publizistik und der Journalismus bleiben über ihre wirtschaftliche Bedeutung hinaus ein zentrales Anliegen der Gruppe, für das ich mich als Verleger weiterhin persönlich einsetzen werde.»
Wenn die ganze Umstrukturierung klappt, dann werden ab dem 1. Juli 2020 Pietro Supino als Präsident, Samuel Hügli (Technologie &Ventures) und Sandro Macciacchini (Finanzen & Personal) die Gruppenleitung bilden.
Die Abteilungen Unternehmensentwicklung von Daniel Mönch geleitet (ab 1. Juli 2020) und die Kommunikation von Patrick Matthey geführt, bleiben der Gruppenleitung angegliedert.
Sollte die Generalversammlung alles absegnen, sitzen dann im Verwaltungsrat der TX Group: Präsident Pietro Supino, Vizepräsident Martin Kall, Pierre Lamunière, Sverre Munck, Konstantin Richter, Andreas Schulthess und Christoph Tonini. Damit doch noch eine Dame dabei ist, kommt Pascale Bruderer dazu. Bruderer sass für die SP im Nationalrat; im Amtsjahr 2009 bis 2010 präsidierte sie den Nationalrat. Ende Januar 2018 gab die Politikerin bekannt, dass sie per 2019 nicht für eine weitere Ständerats-Legislatur kandidieren werde.
Bruderer hat einen Master in Political Science der Universität Zürich und bildete sich an der Harvard University in Boston (USA) sowie an der Executive School der Universität St. Gallen weiter. Die heute 42-Jährige ist Teilhaberin des IT-Startups Crossiety.