Tamedia startet mit dem «Tages-Anzeiger» das Pilotprojekt mit der Bezahlschranke. Es soll aber nicht bei der Zürcher Tageszeitung bleiben, auch die regionalen Zeitungen sollen kostenpflichtig werden. Nach dem Start beim «Tages-Anzeiger» im Dezember 2013 sollen im Frühling 2014 dann die weiteren regionalen Bezahlzeitungen im Internet kostenpflichtig werden. Das ist aber nur eine Reaktion darauf, dass die Onlineeinnahmen hinter den Zielen zurückstehen.
Tamedia will auch bei der Vermarktung neue Wege suchen. «Die Display-Werbung enttäuschte», sagte Christoph Tonini, Vorsitzender der Tamedia-Unternehmensleitung, am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz. «Wir müssen neue Werbeangebote kreieren.» Im Vergleich zu Print ist der kommerzielle Umsatz pro Leser im Bereich Digital laut Tamedia noch auf ähnlichem Niveau.
Beim «Tages-Anzeiger» ist der Umsatz im Netz sogar um sieben Prozent höher, bei «20 Minuten» um zehn Prozent tiefer. Weit hinterher hinken allerdings die Umsätze im Mobile. Beim «Tages-Anzeiger» beläuft sich der kommerzielle Umsatz pro Leser der Mobile-Version nur auf 21 Prozent des Umsatzes beim Desktop, bei «20 Minuten» sogar nur auf neun Prozent. Und das, obwohl die Zugriffe von mobilen Endgeräten auf die Pendlerzeitung mittlerweile 60 Prozent ausmachen.
Die Einnahmen aus journalistischen Leistungen brachten bisher denn auch weniger Umsatz als die Rubrikenportale und Onlineverzeichnisse. «Deutlich weniger als die Hälfte», sagte Tonini am Donnerstag gegenüber dem Klein Report. «Wir sehen hier aber in den nächsten Jahren Wachstumspotenzial.» Etwa durch neue Werbeangebote im Bereich Targeting oder Performance. «Wer auf homegate.ch nach neuen Wohnungen sucht, könnte beispielsweise beim nächsten Besuch auf `20 Minuten` an Werbung für Umzugsunternehmen interessiert sein», sagte Tonini. Welche Kundendaten für das Targeting genutzt werden könnten, wollte er dem Klein Report aber nicht sagen.
Gerade Amazon und Apple aber verfügen in diesem Bereich mit Telefonnummern und Kreditkartendaten aber über grosse Vorteile. Dennoch ist Tonini zuversichtlich. «Die internationalen Anbieter sind uns technologisch sicher voraus», sagte er. «Aber wer bei internationalen Netzwerken bucht, weiss nie genau, in welchem Umfeld seine Werbung erscheint. Wir haben den Vorteil, dass wir ein Premium-Umfeld bieten können und dass wir in Kenntnis der Sensibilität in der Schweiz verantwortungsvoll mit Nutzerdaten umgehen.»
Die journalistischen Angebote werden wohl auch in Zukunft den kleineren Teil des Umsatzes generieren. «Kurz- und mittelfristig wird der Anteil der Digitalumsätze aus dem E-Commerce-, dem Rubriken- und dem Servicegeschäft eher noch zunehmen», so Tonini.
Der Umsatz im Bereich Digital, der im letzten Jahr 148,2 Millionen Franken betrug, soll in diesem Jahr nochmals deutlich steigen. «Wir sollten dieses oder spätestens nächstes Jahr in der Lage sein, einen Digitalumsatz von deutlich über 200 Millionen Franken und einen klar positiven Ergebnisbeitrag zu erwirtschaften», so Tonini. Neben FashionFriends und jobs.ch, die erstmals zwölf Monate zum Umsatz beitragen, werden ab April auch Olmero und Renovero zum Bereich dazustossen. Verleger Pietro Supino bezeichnet die «schrittweise Übernahme junger Unternehmen» denn auch als einen Lösungsansatz.
21.3.2013 Bilanz-Pressekonferenz: Tamedia-Printtitel machen weniger als die Hälfte der Werbeeinahmen aus und Tamedia-Betriebsergebnis um 20 Prozent gesunken