Ring frei für die nächste Runde im Kampf zwischen Michèle Binswanger und Hansi Voigt: Am 25.Juli veröffentlichte die «Tagi»-Journalistin einen Facebook-Post, in dem sie behauptet, dass der ehemalige Watson-Geschäftsführer im Netz Stimmung gegen sie mache. Erst vor wenigen Tagen hatte Binswanger Autoren von Watson als Lügner bezeichnet.
Angefangen hat der ganze Disput mit einem Artikel von Hansi Voigt für Watson über die ehemalige Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin und die mit ihr verbundene «Zuger Sexaffäre». Darin wirft er Michèle Binswanger – die für den «Tages-Anzeiger» über den Fall berichtete - vor, dass sie gegenüber einer anderen Journalistin gesagt habe, dass sie sich in ihrem «festen Urteil» in der Affäre auf «ihr Gefühl» stütze. Voigt habe Binswanger auf diese Aussage angesprochen, diese habe aber nicht reagiert.
In ihrem Facebook-Post hält Biswanger am Dienstag dagegen: «Diese Behauptung ist doppelt falsch. Erstens hat mich Voigt mit diesem Vorwurf nicht konfrontiert, zweitens war mein Gefühl für mein Urteil nicht in erster Linie ausschlaggebend», schreibt die Redaktorin, im Ressort «Hintergrund und Recherche» beim «Tages-Anzeiger».
Zwar habe Voigt sie per Mail kontaktiert, den konkreten Vorwurf, dass ihr Urteil lediglich auf einem Gefühl gründe, habe Voigt aber nicht erwähnt. «Die Fairness würde eine Stellungnahme gebieten – vor allem für jemanden wie Voigt - schliesslich hielt ebendieser mir vor einem Jahr noch auf Facebook eine weinerliche und längliche Predigt über journalistische Sorgfaltspflicht», so Binswanger weiter.
Hansi Voigt selbst schrieb in seinem Watson-Artikel dazu, dass Binswanger zwar eine Gegendarstellung verlangt habe, diese habe jedoch «grobe Unwahrheiten» enthalten. Eine Behauptung, welche die studierte Philosophin nicht auf sich sitzen lässt. In ihrem Post schreibt sie dazu, dass Watson-Chefredaktor Maurice Thiriet gegenüber Voigt gesagt habe, er müsse sie Stellung nehmen lassen. Dieser habe aber gegenüber Thiriet abgelehnt, erklärt die Journalistin.
«Thiriet bot mir daraufhin eine Gegendarstellung an, deren Wortlaut er sogar skizzierte. Ich willigte ein und schickte ihm meinen kurzen Text. Und dann geschah zunächst nichts», so Binswanger weiter. Als die Gegendarstellung Stunden später noch immer nicht publiziert worden sei, habe sie nachgefragt und zur Antwort bekommen, dass Voigt sich weigere, den kurzen Text zu publizieren. Auf ihre Frage nach dem Warum habe sie keine Antwort erhalten.
Erst 24 Stunden später und nach mehrmaligem Nachfragen sei die Stellungnahme publiziert worden. «In der Zwischenzeit retweetete Voigt Tweets, in denen ich als `Arschloch` bezeichnet werde, von den üblichen Beschimpfungen in den sozialen Medien ganz zu schweigen», schreibt sie in ihrem Facebook-Post zum Fall.
Laut der Journalistin dürfe man von einem Mann, der in Jurys für Journalistenpreise sitze und sich als «Gralshüter journalistischer Qualität» zelebriere, ein anderes Verhalten erwarten. «Was die Möglichkeit einer Stellungnahme zu Vorwürfen an meine Adresse betrifft, wie auch das Einräumen einer Gegendarstellung oder die bewusste Stimmungmache im Netz gegen mich, hat Voigt die Tatsachen verdreht, zugespitzt und gelogen», entrüstet sich Binswanger.
Dies seien «Boulevardmethoden», die Voigt sonst immer «wortreich verdamme» und anderen vorwerfe. «Vermutlich will er sich an mir rächen, weil ich ihn bei seinem Abgang von Watson in einem kurzen Kommentar unvorteilhaft porträtierte», glaubt die Journalistin.
Voigt habe ihr damals vorgeworfen, dass sie ihn hätte Stellung nehmen lassen müssen. Nach dem Pressekodex sei dies aber bei einem Kommentar nicht vorgesehen. In einem Bericht wie dem von Voigt, in dem sie sogar wörtlich zitiert werde, hingegen schon. «Deshalb möchte ich Voigt zweitens nahelegen, in Zukunft auf seinen Chefredaktor zu hören», schreibt Binswanger abschliessend.