Die gedruckte «TagesWoche» kommt mit ihrem halbrheinischen Format (26 x 36 cm) für Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich gross daher - und liegt dennoch leicht und luftig in der Hand. Leicht und luftig ist auch das Layout, auch wenn man sich gerade bei der Schriftwahl bei einer neuen Zeitung auch durchaus innovativere Lösungen hätte vorstellen können. Die grossen Seiten bieten Raum für grossformatige Fotos und auch die ganzseitigen Inserate kommen schön zur Geltung. Benjamin Shuler, Redaktor beim Klein Report, mit einer Blattkritik.
Der Aufmacher der Erstausgabe der «TagesWoche» war wohl schon lange gesetzt: die nationalen Wahlen. «Und jetzt?» fragt die Zeitung auf der Titelseite und illustriert die Frage mit einem zerknüllten Wahlzettel. Für den Leitartikel griff Co-Redaktionsleiter Urs Buess persönlich in die Tasten und wagt gleich auf fünf Seiten eine Prognose, wie sich das neu zusammengesetzte Parlament auf die fünf wichtigsten politischen Themen auswirken wird.
Nach etwas Kleinfutter folgt dann der «Region»-Teil, aufgemacht mit einem Porträt über eine Schaustellerin (in Basel beginnt diese Woche die Herbstmesse). Dominiert wird der «Region»-Teil von einem vierseitigen Rückblick auf die Schweizerhalle-Katastrophe vor 25 Jahren. Das weitaus aktuellere Thema in Sachen Chemie, nämlich der Stellenabbau bei Novartis, wird lediglich in einer zweispaltigen Kolumne abgehandelt, hier haut der langjährige Wirtschaftsjournalist Gerd Löhrer für das Blatt in die Tasten. Es bleibt zu hoffen, dass die «TagesWoche», gerade im Ressort «Region», in Zukunft aktueller wird, meint der Klein Report.
Auf «Region» folgt «Ausland», aufgemacht mit einem Text über Familienclans und Klüngelwirtschaft in Griechenland. Ansonsten ist der «Ausland»-Teil, wie zu erwarten war, eher sparsam ausgestattet, die «TagesWoche» setzt primär auf Region und Inland. Betont wird dies auch mit dem journalistischen Herzstück der neuen Ausgabe, einem grossen Interview mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die wohl die politische Diskussion in den kommenden Wochen dominieren wird. Dumm nur, dass Widmer-Schlumpf, wie bereits im Lead angekündigt wird, lieber über andere Dinge spricht als über die Bundesratswahlen vom 14. Dezember.
Überraschend fällt die Wahl der Kontrahenten in der nachfolgenden «Wochendebatte» aus: Es duelliert sich eine grüne Politikerin (Grossrätin Mirjam Ballmer) mit einem grünen Politiker (Landrat Philipp Schoch), und zwar zur Frage, ob Pendler mehr für das regionale U-Abo zahlen sollen. In der Zeitungsmitte spielt die «TagesWoche» ihr grosses Format voll aus, mit einer auf schwarzem Hintergrund gelegten Fotostrecke über den Alltag in Afghanistan und Pakistan. Erstaunlich, wie gut Fotos auch auf Zeitungspapier wirken können.
Der «Sport»-Teil eröffnet aus Anlass der Swiss Indoors mit einem Interview mit Niki Pilic, dem Jugendtrainer von Novak Djokovic. An dieser Stelle hätte man sich - gerade in der Erstausgabe einer Basler Zeitung - durchaus auch ein Interview mit Roger Federer vorstellen können. Oder dann wenigstens mit Novak Djokovic selbst. Das sportliche Kernthema FCB wird überraschend mager auf einer halben Seite abgehandelt. Generell muss sich die «TagesWoche» in diesem Bereich noch gewaltig steigern, wenn sie mit der opulenten FCB-Berichterstattung der «Basler Zeitung» mithalten will, meint der Klein Report.
Auf «Sport» folgt die «Kultur» mit einer knackigen Recherche zur Frage, inwiefern die Basler Bandszene von der regionalen Popförderung der Freikirche ICF profitiert. Der zweite längere «Kultur»-Artikel dreht sich um das Thema von Basler Künstlern, die ihren Erfolg in Zürich suchen - und was gegen den Braindrain unternommen wird. Mit den zwei vertieften Recherchen hebt sich die «TagesWoche» angenehm ab von den Kulturbünden vieler anderer Zeitungen, in denen oft nur Vorschauen oder Rezensionen von kulturellen Anlässen abgenudelt werden. Natürlich fehlt es auch in der «TagesWoche» nicht an einer Kulturagenda, diese hebt sich auf lachsfarbenem Papier vom Rest der Ausgabe ab und beendet die 64 Seiten umfassende Erstausgabe.
Die «TagesWoche» hat die (über-)grossen Erwartungen mit ihrer ersten Ausgabe erfüllt, meint der Klein Report. Vor allem das luftige Layout und das Bildkonzept mit den vielen grossformatigen Fotos wissen zu gefallen. Bei «Inland» und «Region» wurde die Pflicht erfüllt, auch wenn die meisten Texte offensichtlich von langer Hand vorbereitet waren und man wenig auf die Aktualität eingehen konnte oder wollte. Enttäuschend fällt der magere «Sport»-Teil aus, während die «Kultur» mit aufwendig recherchierten und kritischen Beiträgen positiv überraschte.