Sparen, sparen und nochmals sparen: Das hat sich bekanntlich auch der «Tages-Anzeiger» auf seine Fahne geschrieben und hat deshalb entschieden, das Budget für freie Journalisten sehr stark zu reduzieren oder gar komplett zu streichen, wie Recherchen des Klein Reports zeigen.
Ressortleiter müssen seit geraumer Zeit jeden Auftrag für einen freien Journalisten von Super-Chefredaktor Arthur Rutishauser persönlich absegnen lassen – und der winkt derlei immer seltener durch. Mit dieser Massnahme will Rutishauser nicht nur sparen, sondern vor allem seine Ressortleiter motivieren, das (noch) vorhandene Personal in der Mantelredaktion zu beschäftigen.
Rutishauser bestätigte gegenüber dem Klein Report den Sachverhalt: «Das ist eine Anweisung, die ich Anfang Jahr gegeben habe. Damals waren wir im Mantel relativ viele Leute und es ging darum, gleichzeitig Sparvorgaben zu erfüllen und Entlassungen zu vermeiden. Seither hat sich der Personalbestand über Umplatzierungen und natürliche Abgänge reduziert. Darum wird sich das nächstes Jahr wohl wieder normalisieren.»
Auch Christoph Ammann, langjähriger Reise-Ressortleiter der verschiedenen Tamedia-Titel, wurde zum Beispiel angehalten, seine Reise-Geschichten vor allem intern zu verteilen, bevor er sie freien Journalisten gibt, wie verschiedene Quellen dem Klein Report bestätigten.
«Die Lust der Tamedia-Mitarbeiter auf Reise-Geschichten hält sich allerdings in Grenzen», so der Insider weiter. «Geht ein Tagi-Journalist zwei Wochen auf eine Kreuzfahrt, muss er eine Woche Ferien darangeben. Das wollen die wenigsten - und so bleibt das Reisen vorerst von dieser Sparmassnahme verschont.»
Bei dieser Geschichte gibt es zwei Verlierer: Die freien Journalisten, die darauf angewiesen sind, dass grosse Verlagshäuser wie Tamedia Geschichten an externe Mitarbeiter vergeben und die eigenen Mitarbeiter, die sich von Rutishausers Aktionen bevormundet fühlen.
Der Tamedia-Chefredaktor selber hält abschliessend fest: «Wir arbeiten auch jetzt mit Freien, einfach weniger, und entscheiden im Einzelfall. Das gilt natürlich nicht für regelmässige Kolumnen, die funktionieren wie immer.»