Der Medienkonzern Tamedia baut auf den Redaktionen von «Bund» und «Berner Zeitung» rund jede dritte Stelle ab. Betroffen von der geplanten Massenentlassung sind 20 Vollzeitstellen.
Die Mediengewerkschaft Syndicom fordert, «dass Tamedia die Entlassungen auf ein Minimum reduziert und für den nicht vermeidbaren Teil dieses Abbaus zu einem fairen Sozialplan Hand bietet». Mit diesen Worten meldet sich die Gewerkschaft am Donnerstag in der Öffentlichkeit.
Betroffen vom Kahlschlag in Bern sind alle regionalen Ressorts, die heute unabhängig und mit unterschiedlichen Prioritäten über Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport berichten. Ebenso betroffen ist das technische Redaktionspersonal, zu dem die Fotografinnen, Layouter, Bildredaktorinnen, Textproduzenten und Korrektorinnen gehören.
Mit der Fusion in den Regionalteilen von zwei Zeitungen, die bisher unabhängig voneinander berichten konnten, zu einer «drastisch reduzierten Einheitsredaktion» sowie einem weiter drohenden Stellenabbau auf der Zentralredaktion in Zürich «sägt Tamedia weiter am Ast der journalistischen Glaubwürdigkeit – und dies ohne Not», empört sich Syndicom.
Denn das Geschäft mit den bezahlten Tages- und Sonntagszeitungen, Zeitschriften und Verlagsdienstleistungen entpuppte sich im Krisenjahr 2020 als solid und profitabel. Tamedia erwirtschaftete vor Abschreibungen einen Gewinn (Ebitda) von 11 Millionen Franken. Auf Gruppenebene betrug das Ebitda 131 Millionen Franken, rechnet die Gewerkschaft vor.
Dass die TX Group unter dem Strich rote Zahlen auswies, habe lediglich buchhalterische Gründe. So wurde insbesondere der Firmenwert der Bezahlmedien stark reduziert, und es kam zu Abschreibungen aus Unternehmenszusammenschlüssen.
«Für das Sparprogramm bei Tamedia in Höhe von 70 Millionen Franken bis Ende 2022 lassen sich ausser der kurzfristigen Profitmaximierung daher keine nachvollziehbaren Gründe erkennen», ist Syndicom überzeugt.
Bereits im vergangenen Jahr wurden bei Tamedia schleichend 77 Vollzeitstellen abgebaut, «und dies, obwohl auf Gruppenebene Kurzarbeitsentschädigung in Höhe von 21,2 Millionen Franken beansprucht wurde».
Dabei sei es gerade Sinn und Zweck der Kurzarbeitsentschädigung, Stellen zu erhalten. Insbesondere in einer Pandemie, in der das Informationsbedürfnis der Bevölkerung grösser denn je ist.
Das zeigen eindrücklich die Reichweiten der einzelnen Titel. Beim «Tages-Anzeiger» etwa stiegen die Nutzerzahlen 2020 gegenüber dem Vorjahr um fast ein Viertel.