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Montag
27.11.2017

IT / Telekom / Druck

Die deutsche Fernsehgruppe Welt der Wunder TV platziert für den internationalen Handel von Medienlizenzen eine eigene Kryptowährung. Partner sind dabei laut der «SonntagsZeitung» SRG-Tochter Swiss TXT und die Swisscom-Tochter Swisscom Blockchain. Das Problem: Das Projekt bietet für Anleger ein «enormes Risiko».

«Welt der Wunder TV plant die weltweit erste Blockchain-Lösung für den internationalen Handel von Medienlizenzen. Hierfür wird eine eigene Kryptowährung platziert und im Rahmen eines international ausgerichteten Token Sales via ICO emittiert», teilte die deutsche Fernsehgruppe vor wenigen Tagen mit.

Bei einem ICO handelt es sich um eine Art digitalen Börsengang, bei dem die Anleger anstelle von Aktien digitale Münzen erhalten. Eine Blockchain-Lösung beschreibt hingegen die Technologie hinter Kryptowährungen wie Bitcoins und Ether, die durch die Verkettung von Daten besonders sicher sein soll.

Die emittierte Kryptowährung wird laut Welt der Wunder TV den Namen Milc (Micro Licensing Coin) tragen und mit dem Ziel emittiert werden, «im Medien-Ökosystem und in der Community eine gemeinsame Währung im internationalen TV- und Medienlizenzhandel zu verankern».

Als Partner in diesem Projekt taucht laut der «SonntagsZeitung» auch die Swisscom Blockchain AG auf, die als «Beraterin und Verkäuferin des am Freitag startenden ICO» fungieren werde. Und auch die Swiss TXT, eine Tochterfirma der SRG, ist involviert: Sie habe mit Welt der Wunder TV eine entsprechende Plattform für den Rechtehandel an TV- und Videoinhalten aufgebaut.

Problematisch ist laut dem Sonntagsblatt von Tamedia dabei, dass die Investoren bei ICOs kaum Rechte hätten. Anders als bei einem Börsengang gebe es keinen Prospekt, sondern nur ein Whitepaper «voller wolkiger Versprechen und schwammiger Formulierungen».

So werde in dem Whitepaper von Welt der Wunder TV von einem «Marktpotenzial von 500 Milliarden Euro» geschwärmt. Auf der anderen Seite sei klar geregelt, dass Milcs weder ein Recht auf Rückzahlung gewähren, noch eine Beteiligung an der Firma oder am Gewinn darstellen würden. Anleger hätten keine Ansprüche an die digitale Plattform, die entstehen solle, noch an den Einnahmen oder dem geistigen Eigentum.

Die Finanzmarktaufsicht der EU bezeichne solche ICOs deshalb als «sehr riskant und hoch spekulativ» und warne Anleger dahingehend, ein «hohes Risiko einzugehen, ihr gesamtes investiertes Kapital zu verlieren». Und auch die Finanzmarktaufsicht des Bundes (Finma) betonte gegenüber der «SonntagsZeitung», dass der ICO von Welt der Wunder «über keine Bewilligung der Finma» verfüge.