Die Swisscom hat per 30. April ihre strategische Beteiligung an Cinetrade von 49 auf 75 Prozent erhöht. Damit sichere sich Swisscom, die im Jahr 2005 bei Cinetrade einstieg, Erfahrung im Geschäft mit Filmen und Sportübertragungen. «Es war von Anfang an vorgesehen, dass wir irgendwann die Mehrheit dieses Unternehmens übernehmen würden», so Swisscom-CEO Carsten Schloter in einem Youtube-Interview. «Wir haben in den letzten zwei Jahren auf diesen Punkt hingearbeitet.» Erst hätten aber gewisse rechtliche Rahmenbedingungen geklärt und gesellschaftsrechtliche Voraussetzungen getroffen werden müssen.
Trotz der Übernahme von Cinetrade, zu der der Bezahlfernsehsender Teleclub gehört, nehme die Swisscom keinen Einfluss auf die Programmveranstaltung, teilte das Unternehmen mit. Sie hat zu diesem Zweck die Gestaltung der Programme und Inhalte ausgegliedert. «Die ganze Programmgestaltung ist rechtlich getrennt und wir haben keinen Einfluss auf diesen Teil des Geschäftes», so Schloter. Die Veranstaltung von Fernsehprogrammen (Pay TV, Sport) und die Redaktion von Programminformationen übernehme künftig die Teleclub Programm AG, an der die Cinetrade «nur eine Minderheitsbeteiligung» halte, so die Swisscom.
Bei Swisscable, dem Verband der Kabelanbieter, ist man alarmiert. Die Wettbewerbskommission hatte Anfang April eine Untersuchung im Bereich der Übertragung von Livesport im Pay-TV eröffnet, da eine Vorabklärung Anhaltspunkte für Kartellrechtsverstösse von Swisscom und Cinetrade bzw. deren Pay-TV-Anbieter Teleclub ergeben habe. Die Kommission will unter anderem untersuchen, ob Cinetrade konkurrierenden TV-Plattformanbietern von Swisscom TV bestimmte Angebote ungerechtfertigterweise verweigert. «Die Übernahme der Cinetrade durch die Swisscom verschärft die Dringlichkeit der Weko-Untersuchung», so Claudia Bolla-Vincenz, Geschäftsführerin von Swisscable.
Inwiefern sich die Situation mit dem Kauf von Cinetrade verändern könnte, ist man sich bei Swisscable noch nicht sicher. «Wir haben noch zu wenig Informationen, um eine endgültige Beurteilung vorzunehmen», sagte Bolla-Vincenz am Donnerstag gegenüber dem Klein Report. «Insbesondere gilt es, zu klären, wie die Beteiligung von Cinetrade und wie diejenige von Teleclub aussieht.» Grundsätzlich verstärke die Swisscom aber ihre Stellung mit der Übernahme der Mehrheit der Muttergesellschaft von Teleclub. «Es darf nicht sein, dass die marktmächtige und staatsnahe Swisscom die Sportrechte komplett monopolisieren kann.»
Swisscom-CEO Schloter wehrte Kritik ab. «In den Jahrzehnten, als die Kabelbetreiber das Monopol auf der Fernsehübertragung hatten, haben sie keinen Finger gerührt, um irgendetwas für den Sport im Schweizer Fernsehen zu unternehmen», sagte er. Die Weko sei natürlich konsultiert worden, habe aber keine Bedenken geäussert. Cinetrade wird nicht in Swisscom integriert, sondern als strategische Beteiligung vom bisherigen Management weitergeführt. Stephan Sager bleibt Aktionär und CEO der Gesellschaft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.