Grossangriff auf die Swisscom: Alexandre de Senger hat sich entschlossen, mit dem neuen Online-Telefonverzeichnis Zip.ch dem staatsnahen Konzern Paroli zu bieten. Zip.ch bietet Zugang zu den gesamten Adressdaten und diese können im Gegensatz zu Swisscom Directories auch gratis verändert werden. Das Portal ging am 18. März online, wie der Klein Report berichtet hat.
«Wir müssen am Anfang gratis sein, um eine gewisse Präsenz im Markt zu erreichen», sagte der Mitgründer des neuen Portals dem Klein Report. «Da wir aber nicht 800 Mitarbeiter sind, sondern bloss drei und die Infrastruktur meines anderen Unternehmens Neo Advertising nutzen können, sind unsere Kosten sehr tief.»
In den ersten zwei bis drei Jahren könne Zip.ch deshalb problemlos gratis angeboten werden. «Langfristig wird Zip.ch durch Werbeeinnahmen und Premium-Angebote finanziert», sagte er.
Die erste Version der Webseite wird noch weiterentwickelt und mit neuen Funktionen ergänzt, weil alles automatisch ablaufen soll. «Wir programmieren daran. In einer zweiten Version unserer Seite kann jeder Eintrag persönlich und direkt von den betroffenen Firmen oder Privatpersonen verändert und ergänzt werden. Dafür erhalten sie einen Code per SMS oder bei Festnetznummern per Telefon», erklärte de Senger.
Zip.ch positioniert sich angriffig als Konkurrenz zur Swisscom. «Swisscom Directories verkauft die Daten, die über den Grundeintrag hinausgehen, zu prohibitiven Preisen, um potenzielle Wettbewerber abzuschrecken. Zip.ch wird demnächst beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) und wenn nötig mit gerichtlichen Mitteln gegen diesen Missstand vorgehen», unterstrich de Senger nochmals.
Swisscom Directories sammelt gemäss Bakom im Auftrag der Telefonanbieter die Grunddaten wie etwa Name, Adresse und Telefonnummer. Was zu diesen Grunddaten gehört ist im Gesetz genau reguliert. Ebenso wie der genaue Preis für den Weiterverkauf dieser Daten. Dieses Geld fliesst an die einzelnen Telekomunternehmen selbst. Auch local.ch muss diese Preise bezahlen.
Zudem erhebt die Swisscom Directories Informationen, die über diese Grunddaten hinausgehen. Für diese Einträge werden Firmen und Privatpersonen zur Kasse gebeten. Diese wiederum werden von der Swisscom-Tochter selbst verwaltet und auch wieder weiterverkauft.
«Es gibt die Möglichkeit für Firmen und Privatpersonen, Zusatzeinträge zu kaufen», erklärte Directories-Kommunikationschef Christian Weber dem Klein Report. «Dabei handelt es sich dann um ein Werbeprodukt. Zum Beispiel will das Restaurant Rössli auch noch seine hauseigene Bar zusätzlich auflisten, um eine grössere Reichweite und damit mehr Kunden zu bekommen. Das geschieht mit einem zusätzlichen Rubrik-Eintrag. Das kostet dann.»
Doch auch Privatpersonen bezahlen für zusätzliche Nennungen wie den Eintrag einer Zweitadresse oder einen zweiten Eintrag für einen Mitbewohner im Haushalt. Dabei handelt es sich nicht um gewerbliche Informationen. Dennoch muss auch dafür jeden Monat bezahlt werden! Dazu Weber: «Bei zusätzlichen Einträgen kostet das. Denn das wird von local.ch abgewickelt und bedeutet einen zusätzlichen Aufwand.»
Darin, das Swisscom Directories diese von den Firmen und Privatpersonen bereits bezahlten zusätzlichen Einträge weiterverkauft, sieht Weber nichts Verwerfliches: «Die Kunden zahlen für die Publikation ihrer Werbung auf unseren Plattformen. Zudem steht es jedem Verzeichnisanbieter frei, diese Daten selber zu erheben. Aber das ist mit einem gewissen Aufwand verbunden», wiederholt er sich. «Deshalb verlangen wir auch Geld dafür, wenn jemand diese zusätzlichen Daten bei uns beziehen will.»
Zip.ch-Gründer de Senger wiederum wirft Swisscom Directories deshalb vor, ihr Monopol auszunutzen, um die Daten von zahlungspflichtigen Kunden weiterzuverkaufen. Diesen Vorwurf hält Weber für absurd: «Wir haben kein Monopol. Wir sind im Werbemarkt drin und müssen gegen Konkurrenten wie Google, Facebook und die Verlage bestehen. Grundsätzlich kann jedes KMU selbst entscheiden, wo es Werbung macht.»
Das sieht de Senger natürlich anders. Erfreut beschreibt er die ersten Reaktionen auf die Aufschaltung der Webseite Zip.ch: «Wir haben sehr gute Reaktionen auf die Seite erhalten. Viele freuen sich, dass es endliche eine Alternative zu Swisscom Directories gibt. Das ist sehr ermutigend.»