In einem neuen Projektteam gestaltet Susanne Wille ab 2017 die Zukunft der Newssendungen des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) mit. Zudem tritt die Politjournalistin nach fast sechs Jahren Unterbruch wieder vor die Kameras der Nachrichtensendung «10vor10». Im Interview mit dem Klein Report erklärt Wille, was sie zum Comeback bewogen hat und spricht von einem «Epochenwechsel» beim SRF.
Können Sie schildern, wie und wann Chefredaktor Tristan Brenn erstmals auf Sie zugekommen ist, um mit Ihnen die neue «Doppelfunktion» zu besprechen?
Susanne Wille: «Es gab seit ein paar Wochen diverse Gespräche. Überzeugt hat mich das Gesamtpaket. Ich kann Verantwortung übernehmen, wenn es darum geht, das Newsangebot der Zukunft mitzugestalten.»
Brauchte es viel Überzeugungsarbeit, um Sie zurück ins Moderationsteam von «10vor10» zu holen?
Wille: «Wer möchte nicht dabei sein, wenn Weichen neu gestellt werden? Unsere Newssendungen stehen in den kommenden Jahren vor einem grossen Wandel. Ich kann an der Neuausrichtung der Newssendungen mitarbeiten und gleichzeitig als Moderatorin von `10vor10` an der Newsfront tätig sein.»
Was waren die Gründe, weshalb Sie sich für diesen «Schritt zurück» entschieden haben?
Wille: «Seit ich `10vor10` vor fast sechs Jahren letztmals moderiert habe, hat sich die Welt und auch die Sendung verändert. Liveticker und Social Media haben alles beschleunigt. Heute muss `10vor10` noch viel stärker eine thematische Vertiefung schaffen. Zudem setzt die Sendung künftig noch mehr auf Live-Gespräche, auch kontroverse Live-Gespräche im Studio. Und das ist das, was ich am liebsten mache.»
Auf welche Aufgaben freuen Sie sich besonders?
Wille: «Wie und wo konsumieren wir in Zukunft News? Wie erreicht eine brisante Recherche das Publikum? Wie bleibt die Politberichterstattung attraktiv? Darauf suchen wir Antworten. Ich freue mich, in dieser entscheidenden Phase für SRF mitzudenken.»
Sie arbeiten neu mit Arthur Honegger und Andrea Vetsch zusammen. Sind Sie optimistisch, dass Sie im Dreierteam gut miteinander harmonieren?
Wille: «Davon bin ich überzeugt. Arthur Honegger und Andrea Vetsch sind zwei geschätzte Kollegen, die ich seit Langem kenne und deren Arbeit ich schätze.»
Welches sind Ihre konkreten Aufgaben im Projektteam für die Neuausrichtung der Newssendungen?
Wille: «Das werde ich in den kommenden Wochen mit Urs Leuthard, der das Newsroom-Projekt leitet, genau absprechen. Sicher ist, dass ich im Projektteam strategische Aufgaben übernehmen werde. Es gilt, vieles anzupacken. Die tagesaktuellen Sendungen werden in Zukunft im gleichen Raum, im sogenannten Newsroom produziert. Ich freue mich, mitten drin zu sein, wenn publizistische Konzepte und Prozesse von Grund auf neu definiert werden. Wie sieht die zukünftige Arbeit auf unseren Redaktionen aus? Wie schaffen wir den Wechsel? Wie werden Themen auf die jeweiligen Newsgefässe verteilt? Alles `work in progress`. Ich gestalte lieber mit, als dass ich zuschaue.»
Welche besonderen Herausforderungen müssen Sie in den kommenden Jahren bewältigen? Welche Visionen verfolgen Sie in dieser Funktion?
Wille: «SRF steht vor einem Epochenwechsel. Meine Vision ist, dass wir auch in Zukunft mit gutem, kritischem und unabhängigem Journalismus ein breites Publikum erreichen. Dies, in einer Zeit, in der immer weniger Menschen zu einer festen Tageszeit eine Sendung schauen. Immer mehr werden News auf dem Handy konsumiert. Vieles ist im Fluss, guter Journalismus aber muss bleiben. Dafür will ich mich einsetzen.»