Die Aktien der Credit Suisse haben am Montag mit einem Taucher von weiteren zwei Prozent reagiert. Ein CS-«Wertpapier» kostet damit aktuell mit etwas über acht Franken noch weniger als ein Hot Dog mit Blöterli Wasser.
Nachhaltiger dürfte aber der Verlust an Reputation sein, nachdem die Medien in aller Welt über eine neuste Enthüllung berichtet haben. Was ist passiert?
Dem internationalen Journalistennetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) sind aus anonymen Quellen Unterlagen über mehr als 30’000 Konti der Credit Suisse zugespielt worden, hinter denen sich 18’000 Kunden verbergen. 48 Medienhäuser haben sich an der Aufarbeitung dieser Enthüllungen beteiligt und ihre Recherchen am Sonntagabend publiziert.
Federführend war die «Süddeutsche Zeitung». Unter den 48 Medienpartnern hinter den Recherchen finden sich namhafte Publikationen aus aller Welt, darunter der britische «Guardian», «Le Monde» in Frankreich und die «New York Times».
In Deutschland waren die TV-Sender NDR und WDR an der Recherche beteiligt. Die Ergebnisse wurden unter dem Titel «Suisse Secrets» veröffentlicht.
Wie die «Süddeutsche Zeitung» am Sonntag schrieb, sollen die Dokumente Einblicke ins Innerste der Credit Suisse erlauben. Die Versäumnisse bei der Überprüfung der Kunden hätten es möglich gemacht, dass die zweitgrösste Bank der Schweiz über viele Jahre hinweg «korrupte Autokraten, mutmassliche Kriegsverbrecher, umstrittene Geheimdienstchefs sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert».
Die Credit Suisse weist die Vorwürfe zurück. Ein Grossteil der Konten sei zudem längst geschlossen worden. Die Dossiers des Journalistennetzwerks Organized Crime and Corruption Reporting Project dürften allerdings noch nicht so schnell geschlossen werden.
Auch bei den Schweizer Medien sind die «Suisse Secrets» zum Thema geworden. Der «Tages-Anzeiger» berichtet am Montag in einer grossen Geschichte in der Printausgabe auf Seite 3. Im Newsletter vom Montag schreibt die Redaktorin Denise Jeitziner: «Stellen Sie sich vor, Sie würden von mutmasslich kriminellen Taten erfahren und dürften niemandem etwas davon erzählen – weil Ihnen dann ein Strafverfahren droht. Klingt absurd, nicht?»
Die Erklärung der Absurdität liegt darin, dass Schweizer Journalistinnen und Journalisten nicht zu den verdächtigen Konten recherchieren dürfen, weil ihnen sonst ein Strafverfahren droht, wenn sie über geleakte Bankdaten schreiben.
Tamedia-Chefredaktor Arthur Rutishauser schreibt in seinem Kommentar im «Tages-Anzeiger» von einer Schande und fordert, dass der Maulkorb-Artikel im Bankdatengesetz abgeschafft wird.
Der Klein Report bleibt dran.